LINKEN-Landeschef fordert Enteignung von Pharmakonzernen

Torsten Koplin: Medizinische Versorgung gehört zur Daseinsvorsorge / Unternehmen kommen ihrer Verantwortung nicht mehr nach

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerin. Der Landesvorsitzende der LINKEN in Mecklenburg-Vorpommern, Torsten Koplin, hat der Pharmaindustrie Verantwortungslosigkeit vorgeworfen, weil sie sich aus der Antibiotika-Forschung zurückziehe. Darauf müsse die Politik reagieren, forderte er. »Zur Not muss man auch über eine Vergesellschaftung von Unternehmen nachdenken.«

Grundlage dafür wäre Koplin zufolge Artikel 14 des Grundgesetzes, der besagt, dass Eigentum verpflichtet und sein Gebrauch zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. Nur zum Wohle der Allgemeinheit ist demnach eine Enteignung zulässig.

Die medizinische Versorgung, einschließlich die mit Medikamenten, gehöre zur Daseinsvorsorge und sei durch staatliches Handeln sicherzustellen, sagte der Politiker. Dies müssten Landes- und Bundesregierung tun. Außerdem verlangte Koplin den Ausbau der Forschungskapazitäten an den Universitäten.

Nach einem Bericht des NDR ziehen sich seit Jahren immer mehr Pharmaunternehmen aus der Entwicklung und Produktion von Antibiotika zurück, weil diese für sie nicht profitabel genug sind. Fast die Hälfte der etwa 100 Firmen, die 2016 eine gemeinsame Erklärung über mehr Anstrengungen im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen vereinbart hatten, sei in dem Bereich nicht mehr aktiv, hatte der Fernsehsender am Donnerstag berichtet.

Neue Antibiotika werden benötigt, weil Bakterien zunehmend gegen ältere resistent werden. Der deutsche Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) ist der Ansicht, dass es insgesamt zu wenig Forschungsprojekte gibt. Die Aktivitäten stagnierten auf zu niedrigem Niveau, hatte der Geschäftsführer Forschung, Siegfried Throm, der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Antibiotika-Resistenzen seien weltweit ein großes Problem. Aufgrund der besseren Versorgung und Hygiene könnten in Deutschland allerdings bis zu 90 Prozent aller Patienten mit den vorhandenen Mitteln gut behandelt werden. dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.