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Zwei Priestern soll wegen sexuellen Missbrauchs Prozess gemacht werden
Vorfälle ereigneten sich innerhalb der Mauern des Vatikans / Ministrant berichtet von bis zu 140 sexuellen Übergriffen
Vatikanstadt. Zwei italienischen Priestern soll wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen innerhalb des Vatikans der Prozess gemacht werden. Dies habe der sogenannte Justizpromotor des Vatikans entschieden, teilte der Heilige Stuhl am Dienstagabend mit. Gabriele Martinelli werde sexueller Missbrauch vorgeworfen, Enrico Radice Beihilfe zum Missbrauch. Es gehe um Vorfälle im sogenannten Präseminar Pius X. vor dem Jahr 2012.
Die Ermittlungen seien 2017 nach Presseberichten eingeleitet worden, teilte der Vatikan weiter mit. Martinelli sei zur Zeit der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe 21 Jahre alt und für die Ausbildung von Ministranten zuständig gewesen. Martinelli wurde 2017 zum Priester geweiht. Radice war Rektor der Einrichtung.
Das Präseminar Pius X. liegt innerhalb der Mauern des Vatikans, nur wenige Schritte von der Residenz von Papst Franziskus entfernt. In dem Präseminar leben minderjährige Ministranten, die im Petersdom und bei Zeremonien des Papstes dienen.
Italienischen Presseberichten zufolge hatte ein junger polnischer Ministrant, der sich mit einem der Opfer das Zimmer teilte, von Dutzenden sexuellen Übergriffen berichtet. Er sei Zeuge von bis zu 140 Missbrauchsfällen geworden und habe geschildert, dass Martinelli seine Opfer durch »Macht und Einschüchterung« gefügig gemacht habe. Mit anderen Mitbewohnern zusammen hatte er die Übergriffe zunächst Vorgesetzten Martinellis gemeldet und später Kardinäle schriftlich informiert.
Papst Franziskus hatte im Mai eine interne Meldepflicht für Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche eingeführt. Die katholische Kirche wird seit Jahren von Missbrauchsskandalen erschüttert. Ende Februar hatte der Papst bei einem Krisengipfel im Vatikan »konkrete und wirksame Maßnahmen« der Kirche gegen sexuellen Kindesmissbrauch gefordert. Das im Mai erlassene Dekret zur Verschärfung des Kirchenrechts war ein Ergebnis des Krisengipfels. AFP/nd
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