- Kommentare
- EU-Asylpolitik
Die paar Migranten tun nicht weh
Marion Bergermann über neue Bemühungen in der Asylpolitik
Endlich soll sich etwas ändern in der europäischen Asylpolitik. Deutschland und Frankreich wollen aus Seenot gerettete Geflüchtete schneller aufnehmen. Andere EU-Staaten sollen, ginge es nach ihnen, mitmachen. Solange, bis es eine umfassende europäische Lösung gibt. Innenminister Horst Seehofer ließ verlauten, ein Viertel der Geretteten aufzunehmen, werde »unsere Migrationspolitik nicht überfordern«, man werde niemanden ertrinken lassen. Das klingt solidarisch und human.
Es ist aber nur ein kleiner Teil ihrer Migrationspolitik. Und kein Widerspruch zu immer strengeren Maßnahmen, die Immigration verhindern sollen. Seehofer hat gerade sein menschenfeindliches »Hau-Ab-Gesetz« durchgebracht. Am Mittwoch besprach Macron mit Italiens Regierungschef Giuseppe Conte, Geflüchtete zügiger umzuverteilen und dabei andere EU-Staaten in die Pflicht nehmen zu wollen. Sie vereinbarten aber auch, »effizienter« abzuschieben, Libyen zu stabilisieren und mehr mit afrikanischen Staaten zu kollaborieren. Darum wird es wohl auch beim EU-Innenminister-Gipfel am Montag gehen. Menschen aufzunehmen, die wochenlang vor der italienischen Küste ausharren mussten, erhält derzeit viel Aufmerksamkeit in Medien und Zivilgesellschaft. Dabei bleiben Abschiebungen und Grenzkontrollen in afrikanischen Ländern unsichtbar.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.