- Politik
- Klimaschutz
Nach dem Gipfel ist vor dem Streik
Klima-Sondergipfel: Enttäuschung über Auftritt der Kanzlerin
Nach dem Gipfel der Vereinten Nationen zum Klimaschutz am Montag in New York hat sich UN-Generalsekretär António Guterres, der zu dem Treffen eingeladen hatte, um die Bemühungen der Weltgemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel anzutreiben, zufrieden gezeigt: «Heute in dieser Halle hat die Welt klare Handlungen und konkrete Initiativen gesehen», erklärte Guterres zum Abschluss des Gipfels. So hätten sich 77 Länder, darunter viele Industriestaaten, zum Ziel der Klima-Neutralität im Jahr 2050 bekannt. Auch hätten 70 Länder angekündigt, ihren nationalen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise ab 2020 zu erhöhen. Dennoch habe man «noch einen langen Weg zu gehen, wir sind noch nicht da», so Guterres. Für eine klimaneutrale Welt im Jahr 2050 seien noch viel mehr Anstrengungen nötig.
«Wie könnt Ihr es wagen?
Geht es nach der Begründerin der weltweiten Fridays-for-Future-Bewegung, Greta Thunberg, noch sehr viel mehr. In ihrer Rede auf dem Gipfel warf Thunberg den Staats- und Regierungschefs Versagen vor. »Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?«, fragte die 16-jährige Schwedin. »Wie könnt Ihr nur weiter wegschauen.« Thunberg warf den Politikern, inklusive Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die die Rede verfolgte, vor, sie seien immer noch nicht reif genug zu sagen, wie ernst die Lage sei. »Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum - wie könnt Ihr es wagen?«
Verbände kritisieren Merkel
Merkel erklärte in ihrer eigenen Rede mit Blick auf die Klima-Bewegung, alle hätten »den Weckruf der Jugend gehört« - und präsentierte das jüngst beschlossene Klimapaket der Großen Koalition, das hierzulande heftig in der Kritik steht. Dementsprechend enttäuscht zeigten sich viele vom Auftritt der Kanzlerin.
»Nicht einmal die Unterstützung für eine Anhebung des europäischen Klimaziels für 2030 auf 55 Prozent hat sie verkündet«, erklärte etwa der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Kai Niebert. Dem »Totalausfall des Klimakabinetts« folge nun »ein Totalausfall der Klimakanzlerin«. Der deutsche Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser sagte: »Angela Merkels Rede war so überflüssig wie das CO2 ihres Atlantikflugs.« Während sie in New York Anstrengungen zum Klimaschutz anmahne, tue sie zu Hause genau das Gegenteil. Mit dem am Freitag von der Regierung vorgelegten Klimaplan habe sich Merkel »taub gestellt gegenüber dem unüberhörbaren Weckruf junger Menschen, die zu Hunderttausenden besseren Klimaschutz forderten«. »Wer in Berlin versagt, kann auch in New York nicht glänzen«, erklärte auch die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel. Das Bekenntnis in ihrer Rede zum Pariser Klimaabkommen sei »nichts wert, wenn Deutschland selbst beim Klimaschutz enttäuscht«.
Weiterhin viel zu tun also - auch für die »Fridays for Future«-Protestierer, die am kommenden Freitag erneut auf die Straße gehen werden. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.