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Schlüssel zur guten Betreuung
In Deutschland fehlen Erzieherinnen, die regionalen Unterschiede sind dabei enorm
Eine Studie zu fehlenden Lehrkräften an Grundschulen, Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Pflegräfte-Anwerbetour in Mexiko, tausende zusätzliche Forstleute, die für den Kampf gegen die Waldkrise gefordert werden - drei Nachrichten der letzten Tage, ein Problem: In Deutschland fehlt es an Personal, um den aktuellen Erfordernissen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden zu können. Und das quasi an allen Ecken und Enden, die Liste der personellen Leerstellen lässt sich fast beliebig erweitern.
Wie in der vorschulischen Kinderbetreuung. Hier bräuchte es nach Ansicht der Bertelsmann-Stiftung, die mit ihrem jährlichen »Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme« die Situation in den Bundesländern beleuchtet, bundesweit rund 106 500 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher, um eine im Sinne der Empfehlungen der Stiftung kindgerechte Betreuung gewährleisten zu können. Diese sehen für Krippengruppen pro pädagogischer Fachkraft maximal drei Kinder vor, in Kindergartengruppen sollten es maximal 7,5 Kinder sein.
Dabei konstatieren die Fachleute durchaus einen »erheblichen Erfolg« im Zuge des Kita-Ausbaus. So habe sich von 2008 bis 2018 die Anzahl des pädagogischen Personals um 54 Prozent gesteigert, von 379 146 auf 582 125. Seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz im Jahr 2013 habe sich zudem im Durchschnitt auch die Personalsituation in den Kitas verbessert, von 4,6 auf 4,2 ganztagsbetreuten Kinder pro Erzieherin. Bei Kindergartengruppen sank der Wert von 9,6 auf 8,9 Kinder.
Dennoch sorgten »die Personalschlüssel vielerorts nach wie vor dafür, dass in zahlreichen Kitas nicht kindgerecht betreut werden kann und die Arbeitsbelastung für die Fachkräfte sehr hoch ist«, so die Stiftung. Zumal sich hinter den verbesserten Durchschnittswerten gravierende regionale Unterschiede bei den Personalschlüsseln und deren Entwicklung verbergen. Während etwa für die Länder Bremen und Thüringen sowohl in Krippen- als auch Kindergartengruppen eine Verschlechterung beziehungsweise Stagnation festgestellt wurde, hätten sich zum Beispiel in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hamburg »die Personalschlüssel von einem ungünstigen Ausgangsniveau deutlich verbessert«.
Hervorzuheben sei zudem die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, »wo bei den Personalschlüsseln der größte Qualitätssprung für die älteren Kinder gelungen« sei (von 1 zu 14,9 auf 1 zu 13,2). Dennoch bleibt das Land Schlusslicht des Rankings.
Und ein Vergleich mit dem Spitzenreiter in beiden Betreuungsgruppen macht deutlich, wie sehr ein gutes Erzieher-Kind-Verhältnis und damit die Chancen auf eine gute frühkindliche Bildung vom Wohnort abhängen: Kommen also in Mecklenburg-Vorpommern bei Kindergartengruppen auf eine Fachkraft 13,2 Kinder, sind es in Baden-Württemberg nur 7,0. Je nach Land oder auch Kommune müsse das Kitapersonal also unter sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen die Bildung und Entwicklung von Kindern fördern, so die Stiftung.
Berücksichtigt man bei den Berechnungen noch, dass im Alltag etwa ein Drittel der Arbeitszeit des Fachpersonals etwa von Dokumentationen und Elterngesprächen, Fortbildungen und auch Urlaub in Anspruch genommen wird, sieht die Lage noch einmal erheblich schlechter aus. In Mecklenburg-Vorpommerns Kindergartengruppen komme so eine Mitarbeiterin auf fast 20 Kinder, in Baden-Württemberg auf 10,5.
Mit einer Besserung wird nicht gerechnet: »Der Fachkräftebedarf wird weiter steigen«, ist sich Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, sicher. »Für mehr Plätze, eine gute Kitaqualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher.« Diese könnten nur gewonnen und gehalten werden, »wenn die Arbeitsbedingungen gut und attraktiv sind. Kindgerechte Personalschlüssel sind dafür eine wichtige Stellschraube.«
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