- Politik
- Bernie Sanders
Operation sorgt für Zwangspause bei Bernie Sanders
Der Senator aus Vermont hat im dritten Quartal 25 Millionen US-Dollar an Kleinspenden gesammelt und war bisher nicht mit Gesundheitsproblemen aufgefallen
Washington. Der US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders hat seine Wahlkampagne wegen eines Gesundheitsproblems vorübergehend ausgesetzt. Bei dem Senator aus Vermont sei eine blockierte Arterie diagnostiziert worden, erklärte der Sanders-Berater Jeff Weaver am Mittwoch. Offenbar hatten Sanders am Dienstag bei einem Auftritt Schmerzen in der Brust geplagt. Dem Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten wurden anschließend erfolgreich zwei Stents eingesetzt.
Andere Präsidentschaftskandidaten der Demokraten wünschten Sanders nach Bekanntwerden der Nachricht schnelle Genesung. Eigentlich wollte Sanders in den nächsten Tagen Auftritte in Nevada und Kalifornien absolvieren und im Bundesstaat Iowa seinen ersten Fernsehspot ausstrahlen lassen. Sanders hatte zuletzt mehrere Veranstaltungen pro Tag abgehalten und ist zudem mit 78 Jahren der älteste Kandidat bei den Demokraten. Anders als bei dem zwei Jahre jüngeren Joe Biden war Sanders bisher aber nicht für mangelnde Gesundheit kritisiert worden.
Im Mai war Sanders in der Dusche ausgerutscht und hatte eine Platzwunde davongetragen, die mit sieben Stichen genäht wurde. Den Verband darüber trug Sanders bei öffentlichen Auftritten wie eine Kampfverletzung. Vor Kurzem hatte er im US-Bundesstaat Iowa mit seinem Wahlkampf-Team ein Baseball-Spiel veranstaltet. All das vermittelte einen agilen und kämpferischen Eindruck, ein voller Terminkalender tat das Übrige.
Gerade erst am Dienstag hat Sanders bekannt gegeben, im dritten Quartal 25 Millionen US-Dollar an Spenden eingesammelt zu haben. Bis jetzt hat er damit die meisten Spenden unter den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten eingesammelt, allerdings haben seine Mitbewerber Elizabeth Warren und Joe Biden Zahlen dazu noch nicht veröffentlicht. Sanders konnte seine monetäre Unterstützung im Vergleich zum vorherigen Quartal sogar noch um 7 Millionen Dollar ausbauen. Die Höhe der Wahlkampfspenden gilt als wichtiger Indikator für den Enthusiasmus der Basis eines Kandidaten.
Sanders, der die Unterstützung durch reiche Großspender und sogenannte Super Pacs ablehnt, finanziert seine Kampagne ausschließlich durch Kleinspender. Die durchschnittliche Spendenhöhe lag im dritten Quartal laut seiner Kampagne bei 18 Dollar. Vor rund zwei Wochen hatte die Sanders-Kampagne bekannt gegeben, man habe die Marke von einer Million Spendern erreicht. Zudem konnte der Senator aus Vermont laut einer Datenauswertung seines Teams in Wechselwähler-Landkreisen, die in der Vergangenheit mehrheitlich Obama, 2016 aber mehrheitlich Trump gewählt hatten, besonders viele Menschen überzeugen, für ihn zu spenden. Seine Kampagne sieht dies als Zeichen, dass Sanders besonders geeignet ist Trump zu schlagen.
Sanders Problem war in den letzten Wochen und Monaten nicht seine Gesundheit oder Geld, sondern die Tatsache, dass er skeptische Demokraten nicht für sich gewinnen konnte. Trotz der enthusiastischen Unterstützung durch seine Anhänger und Kundgebungen mit Tausenden Zuschauern hat Sanders in den vergangenen Monaten in den Umfragen nicht mehr Zustimmung erreichen können. Die Anzahl derer, die bundesweit angab ihn wählen zu wollen, wenn morgen die Vorwahlen wären, war laut Real Clear Politics sogar leicht gefallen :von einem Hoch von durchschnittlich 23 Prozent im Mai auf zuletzt knapp 18 Prozent. Doch mehrere Umfragen aus den ersten Vorwahlstaaten - etwa in Nevada und Kalifornien - zeigen Sanders deutlich stärker oder gar an erster Stelle.
Die Kampagne des demokratischen Sozialisten setzt auf die Mobilisierung seiner Anhänger, die mit Telefonanrufen, Haustürwahlkampf und Textnachrichten in den nächsten Wochen und Monaten die Stimmung für Sanders drehen sollen und sieht sich als soziale Bewegung. Sanders hat immer wieder erklärt, es sei nicht damit erledigt im nächsten Jahr bei den Präsidentschaftswahlen Donald Trump zu schlagen. Das Land brauche auch die Einführung einer allgemeinen staatlichen Krankenversicherung sowie eine stärkere Besteuerung von Reichen und Vermögenden, stärkere Gewerkschaften und einen energischen Kampf gegen den Klimawandel mittels einer groß angelegten Staatsintervention, dem Green New Deal. Das sind nur einige der Programmpunkte von Sanders.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.