- Kommentare
- Pro: Extinction Rebellion
Solidarische Kritik üben
Sebastian Bähr schaut neugierig auf XR
Die Proteste für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit bestimmen vielerorts die Agenda. Selbst unter Progressiven stoßen jedoch nicht alle Aktionen auf Zustimmung. In Teilen der radikalen Linken Deutschlands wird besonders die junge Bewegung »Extinction Rebellion« (XR) kritisiert. In vielen Fällen auch zu Recht: Die Besetzung der verbündeten Berliner LINKE-Zentrale war strategisch Quatsch, das Verständnis der Aktivist*innen von Gewaltfreiheit und Staatsmacht ist bestenfalls naiv und führt schlimmstenfalls zu unsolidarischem Verhalten. Die Bewegung versteht den Zusammenhang von Klimakrise und Kapitalismus kaum, und die soziale Frage scheint ihr egal. Ihr Weltuntergangsnarrativ wirkt verstörend, und auch »ein bisschen Rassismus und Sexismus«, wie von Sprecher*innen geduldet, tut der Emanzipation keinen Gefallen.
Aber wegen der fehlenden »Reinheit« die Bewegung verdammen und sich in der Szenekneipe auf die Schultern klopfen? Diese Herangehensweise würde die radikale Linke nur weiter isolieren. Solidarische Kritik und Erfahrungsaustausch sind anstrengend, tragen aber mehr Früchte. XR sammelt frisch politisierte Menschen außerhalb der üblichen Blasen. Die neuen Aktivist*innen sind engagiert und bereit, zivilen Ungehorsam einzusetzen - das ist nicht wenig. Die Bewegung füllt so auch eine Lücke zwischen »Ende Gelände« und »Fridays for Future«. Es gibt inhaltliche Widersprüche, Leerstellen und Verirrungen, aber auch Lernprozesse und Diskussionen. Entweder mischt sich die radikale Linke hier wie in den gesamten Klimakämpfen ein - oder sie ist überflüssig.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.