Existenzielle Gefahr

Sebastian Bähr über den drohenden Einmarsch der Türkei in Rojava

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Anti-IS-Allianz zwischen den kurdisch geführten Syrisch-Demokratischen Kräften in Rojava und den USA war für alle Beteiligten als taktische Zusammenarbeit auf Zeit angelegt. Wie nun Washington am Montag die Kooperation einseitig aufkündigte und den Truppenabzug begann, ist dennoch dreist. Noch bis zum vergangenen Tag hatte sich die einstige »Schutzmacht« öffentlich der Stabilität in Nordsyrien verpflichtet und sich als Vermittler zwischen der Türkei und der Selbstverwaltung präsentiert.

Unter den Augen US-amerikanischer und türkischer Militärs hatten jüngst sogar kurdische Milizen Befestigungen abgebaut - als Zeichen des guten Willens zur Errichtung der von Ankara geforderten »Schutzzone«. Der nach einem Telefonat zwischen Trump und Erdoğan eingeleitete amerikanische Rückzug ist nun, wenn auch kein Verrat, so doch arglistige Täuschung.

Noch ist unklar, ob die USA der Türkei den Luftraum überlassen und Russland grünes Licht für die Invasion gibt. Sollte sie stattfinden, drohen den Menschen in Nordsyrien massive Menschenrechtsverletzungen, ethnische Säuberungen, der ganzen Region Chaos und eine Wiederauferstehung des IS. Kobane ist erneut in Gefahr - bedroht von einer NATO-Armee, ausgerüstet mit in Deutschland hergestellten Waffen. Das trotz aller Widersprüche emanzipatorische Rojava braucht Solidarität dringender denn je.

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