Gamende Pappkameraden

Fabian Hillebrand über Seehofers Konsequenzen aus dem Anschlag in Halle

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht der Polizei, nicht dem Verfassungsschutz ist es zu verdanken, dass es in Halle nicht zum Schlimmsten kam. Nur eine stabile Tür hat die Menschen in der Synagoge vor dem Attentäter geschützt. Sonst wäre es zum größten Angriff auf Juden in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg gekommen. Dass es nicht so kam, ist ein großes Glück, auf das man kein weiteres Mal vertrauen darf. Umso richtiger ist es, endlich Konsequenzen folgen zu lassen. Umso fataler, was Innenminister Horst Seehofer als solche begreift.

Der auf dem rechten Auge blinde Verfassungsschutz soll ausgebaut werden, fordert er. Und: »Wir müssen die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen.« Denn der Attentäter von Halle übertrug seine Tat im Internet, setzte dabei auf die Ästhetik von Ballerspielen. Das ist aber nur die äußere Form. »Ich habe Leute getötet, die ich gar nicht töten wollte«, sagte der Täter vor dem Untersuchungsrichter.

Die Entscheidung darüber, wer sterben und wer leben soll, das ist der Kern einer mörderischen faschistischen Ideologie, die wieder virulenter wird. Verbreitet wird sie auch im Sumpf der Gamercommunity. Darüber muss man sich Gedanken machen. Wie es Expertinnen wie Yasmina Banaszczuk oder Veronika Kracher tun. Die virtuelle Radikalisierung hat viel mit toxischer Männlichkeit und Antifeminismus zu tun.

Bevor Seehofer aber die Gamerszene in den Blick nimmt, sollte er dreimal das folgende Sagen: »Wir müssen deutsche Nazis stärker in den Blick nehmen.« Und dann: »Wir müssen den Verfassungsschutz abschaffen.« Alles Weitere kommt danach.

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