Eine Niederlage als Beweis
Das 1:2 in Tschechien zeigt, wo sich die englische Nationalmannschaft noch weiterentwickeln muss
Die erste Niederlage seit zehn Jahren in einem Qualifikationsspiel holte die englischen Himmelsstürmer zurück auf den Boden der Tatsachen. »Wir wurden sehr gelobt, haben aber immer gewusst, dass noch einiges fehlt, um ein Topteam zu sein«, sagte Englands Nationaltrainer Gareth Southgate nach dem ernüchternden 1:2 in Tschechien: »Dieses Spiel war ein klarer Beweis dafür.«
England fehlt noch die Titelreife - diese Erkenntnis war für viele Fans auf der Insel acht Monate vor dem Finale der Europameisterschaft 2020 im Londoner Wembley-Stadion eine kleine Überraschung. Qualität ist im Kader um den Dortmunder Jadon Sancho und Tottenhams Torjäger Harry Kane zwar reichlich vorhanden, doch gegen das keineswegs erstklassige Tschechien stimmte spielerisch fast nichts. »Eine gute Mannschaft hätte sie vernichtet«, urteilte die Zeitung »Daily Mail«. An der erfolgreichen EM-Qualifikation gibt es zwar nach wie vor keine Zweifel, doch im Auswärtsspiel an diesem Montag beim Tabellenschlusslicht Bulgarien will sich der WM-Halbfinalist deutlich besser präsentieren. »Wir müssen die richtige Antwort darauf geben und uns neu formieren«, forderte Southgate: »Wir müssen unsere Fans mit einer besseren Leistung belohnen.«
Manche Anhänger zeigten sich in Prag allerdings auch nicht von ihrer besten Seite. Tschechische Polizisten mussten vor dem Anpfiff in der Altstadt massiv gegen englische Chaoten vorgehen und sogar Blendgranaten einsetzen, nachdem sie mit Flaschen beworfen worden waren. Rund 30 Personen sollen bei den Ausschreitungen und weitern Schlägereien mit tschechischen Fans vorläufig festgenommen worden sein.
In Bulgarien ist für England also in gleich mehrfacher Hinsicht Wiedergutmachung angesagt. »Beim Fußball geht es darum, auf Rückschläge zu reagieren«, sagte Southgate, der die Niederlage in Tschechien als wertvolle Erfahrung für sich und seine jungen Spieler einstuft: »Wir hatten nicht allzu viele, also fühlt es sich noch unangenehmer an, weil es schon eine Weile her ist, dass wir so empfunden haben.«
Steigern muss sich auch Sancho. Der Offensivstar von Borussia Dortmund enttäuschte wie seine Teamkollegen in Prag, in den restlichen drei Qualifikationsspielen und bei der Endrunde will es der 19-Jährige viel besser machen. »Natürlich ist man nicht glücklich, wenn man verliert. Aber du kannst aus diesem Spiel auch etwas für das nächste mitnehmen«, sagte Sancho: »Ich setzte mich selbst in jedem Spiel unter Druck. Das ist meine Motivation, wenn ich rausgehe: Das Spiel zu beeinflussen.« SID/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.