Die Regenbogenwelt der Carrie Lam

Alexander Isele über die Grundsatzrede der Regierungschefin Hongkongs

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam Cheng Yuet-ngor hat die Hongkonger aufgerufen, ihre Differenzen beiseite zu lassen und gemeinsam mit Zuversicht die Zukunft anzupacken. So werde Hongkong den Sturm überwinden und den folgenden Regenbogen begrüßen, sagte sie. Ihre Grundsatzrede offenbart einmal mehr, in was für einer Regenbogenwelt Lam lebt.

Als Zuckerbrot für die Protestierenden verspricht sie eine Reihe von Maßnahmen, die die ökonomische Situation der Menschen verbessern sollen: neue Sozialwohnungen, Zuschüsse für den Nahverkehr, die Heraufsetzung der Hypotheken für Erstkäufer von Wohnungen. Das wird die Proteste in Hongkong aber nicht beenden. Schon jetzt kosten in Hongkong Wohnungen durschnittlich 21 Jahreshaushaltseinkommen. Mehr Schulden machen zu können, um dann noch länger abzahlen zu müssen, geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Dazu kommt, dass Lam völlig die Forderungen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung missachtet. Kein Wort verliert sie über die Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung der Polizeigewalt, 79 Prozent der Hongkonger fordern diese. Kein Wort verliert sie über die anderen vier Forderungen der Protestierenden. Stattdessen gibt sie den Demonstranten einseitig die Schuld am Chaos in der Stadt. Diese Grundsatzrede wird nicht dazu beitragen, Hongkong zu befrieden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -