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Franco exhumiert
Alte Grabstätte bleibt Pilgerort für spanische Rechte
Nach 44 Jahren wurden am Donnerstag die sterblichen Überreste des ehemaligen Diktators Franco aus dem Mausoleum im »Tal der Gefallenen« exhumiert und auf den Friedhof El Pardo-Mingorrubio an den Rand der Hauptstadt Madrid umgebettet. Dort besitzt die Franco-Familie eine Kapelle. Mit Anhängern des Diktators und dem Prior Santiago Cantera, der für die Verwaltung der franquistischen Gedenkstätte in der Benediktinerabtei zuständig war, hatte sich die Familie gegen die Exhumierung gewehrt. Sie wollten erzwingen, dass er in die Almudena Kathedrale im Zentrum Madrids umgebettet wird. All diese Vorhaben wies der Oberste Gerichtshof zurück.
Das Mausoleum selber hatte Franco zu Lebzeiten von etwa 20.000 Zwangsarbeitern errichten lassen. Von fast 34.000 Opfern, die hier verscharrt wurden, sind bis heute mehr als 10.000 nicht identifiziert. Es handelt sich dabei meist um Franco-Gegner und Arbeiter, die die Sklavenarbeit nicht überlebten. Umbettungen fanden bis ins Jahr 1987 unter einer sozialdemokratischen Regierung statt, 18 Jahre nach dem Tod des Diktators.
Um 13 Uhr 40 stieg ein Militärhubschrauber auf, um den Sarg gut 30 Kilometer zu transportieren. Er kam 15 Minuten später in El Pardo an, wo sich etwa 300 Franco-Anhänger, Falangisten und andere Rechtsextreme zum Protest versammelt hatten. Sie ließen den Diktator mit »Viva Franco« hochleben und stimmten faschistische Lieder an.
Der Vorgang habe sich in ein »Fest zur Verherrlichung des Franquismus« verwandelt, erklärte der Sprecher der Baskisch-Nationalistischen Partei Aitor Esteban. Kritik an der sozialdemokratischen Regierung unter Pedro Sánchez (PSOE) kam auch von der Linkspartei Podemos. Für deren Chef Pablo Iglesias kommt die Exhumierung »spät«. Iglesias, dessen Vater und Großvater in Franco-Gefängnissen schmorten, ein Onkel wurde hingerichtet, warf Sánchez Untätigkeit vor. »Spanien ist das Land nach Kambodscha mit den meisten Verschwundenen«, die in Massengräbern liegen. Derweil weigert sich die Sánchez-Regierung, 20 Amtsträger, darunter zwei Ex-Minister, an Argentinien auszuliefern, wo gegen sie ein Verfahren wegen Menschenrechtsverletzungen läuft.
Die Umbettung des Diktators, wenn auch im bescheideneren Grab, markiert für viele Franco-Opfer wie den Historiker Nicolás Sánchez-Albornoz den »Beginn« einer Reparation. Für ihn ist das Mausoleum »eine Schande«. Und wie andere widerspricht er der Zeitung »El País«, die als Aufmacher am Donnerstag titelte, dass nun »das Ende des letzten großen Symbols der Diktatur« gekommen sei.
Ein Problem ist, dass die Aufarbeitung der Verbrechen bis heute nur zaghaft in Angriff genommen wurde und »noch heute Franco gewählt wird«, erklärte Gabriel Rufian von der linksrepublikanischen katalanischen ERC mit Blick auf ultrarechte Parteien. Die Gefahr bestehe, dass für die Franco-Anhänger nun eine zweite Pilgerstätte geschaffen werde. Von der versprochenen Umgestaltung des Tals in eine Gedenkstätte für die Verbrechen des Franquismus, ist längst keine Rede mehr. Im Mausoleum liegt weiter der von den Franquisten verehrte Diktator Primo de Rivera. Und von einem versprochen Verbot der Franco-Stiftung oder einer Bestrafung der Verherrlichung der Diktatur gibt es keine Anzeichen.
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