- Politik
- Dunja Mijatovic
Europarat: Lage der Migranten auf griechischen Inseln immer dramatischer
Menschenrechtskommissarin berichtet von verheerenden Zuständen / Mijatovic: Lage stehe »am Rand einer Katastrophe«
Athen. Die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln wird nach Angaben des Europarats immer dramatischer. Die Lage sei »explosiv« und stehe »am Rand einer Katastrophe«, warnte die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, am Donnerstag während eines Besuchs in der Region. »Die Situation der Migranten, darunter Asylbewerber, auf den griechischen Ägäis-Inseln hat sich in den vergangenen zwölf Monaten dramatisch verschlechtert«, sagte Mijatovic. Es seien dringend Maßnahmen notwendig, um den »verzweifelten Bedingungen, unter denen tausende Menschen leben«, zu begegnen.
Mijatovic besuchte Flüchtlingslager auf Lesbos und Samos und in Korinth. Sie sei »entsetzt« über die unhygienischen Zustände, in denen die Asylbewerber dort leben müssten. »Auf Samos entfernen Familien Felsen, um auf steilen Hängen Platz für ihre notdürftigen Behausungen zu machen. Diese bestehen oft aus Bäumen, die sie selbst gefällt haben. Das hat nichts mehr mit Flüchtlingsaufnahme zu tun, das ist ein Kampf ums Überleben geworden«, berichtete Mijatovic. Menschen müssten stundenlang für Essen und den Zugang zu Sanitäreinrichtungen anstehen, wenn diese überhaupt existierten.
Griechenland ist zuletzt erneut zum Hauptankunftsort für Asylsuchende in Europa geworden. Das Land hat große Probleme, die mehr als 70.000 Migranten und Flüchtlinge auf seinem Gebiet unterzubringen. Trotz regelmäßiger Umsiedlungen auf das Festland leben mehr als 34.000 Menschen in den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln.
Die neue konservative Regierung in Athen will das Asylrecht verschärfen und im kommenden Jahr 10.000 Menschen zurück in die Türkei schicken. Das griechische Parlament wollte noch am Donnerstag ein entsprechendes Gesetz verabschieden. Mijatovic beklagte allerdings mit Blick auf die Vorlage, es gebe »Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtslage«.
Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg kümmert sich um den Schutz der Menschenrechte in den Mitgliedsstaaten. Er agiert unabhängig von der Europäischen Union. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.