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Zu teure Flugtickets, kein Visum und kein Hotelzimmer
Die Verlegung nach Madrid macht es Organisationen aus dem Globalen Süden schwer, am Weltklimagipfel teilzunehmen
Ob Hollywood-Star Leonardo Di Caprio Greta Thunberg bei ihrem Problem hilft? Am Wochenende veröffentlichte er auf Instagram ein Foto von sich und »der Anführerin unserer Zeit«, wie der Schauspieler die Klimaschutzikone nennt. Er hoffe, »Gretas Botschaft« sei ein Weckruf für die anderen Anführer der Welt, dass die Zeit der Untätigkeit vorbei sei. Währenddessen sucht die 16-jährige Aktivistin derzeit eine Mitsegelgelegenheit, um im November noch schnell über den Atlantik zu kommen. »Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand helfen könnte«, schrieb Thunberg am Freitag auf Twitter.
Der Grund: Am selben Tag gab der UN-Weltklimarat die kurzfristige Verlegung der nächsten Weltklimakonferenz nach Madrid bekannt. Denn einige Tage zuvor hatte die chilenische Regierung wegen der Unruhen im Land die Ausrichtung des Gipfels mit mehreren Tausend Teilnehmern abgesagt. Doch der Termin des Gipfels, so sagt es die Chefin des Klimasekretariats, Patricia Espinosa, bleibt wie geplant der 2. bis 13. Dezember.
In Bonn war die Ausrichtung des Gipfels nicht möglich
Auf dem Klimagipfel soll über die Umsetzung der 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele beraten werden. Neben Madrid war als Ersatzort zunächst auch Bonn im Gespräch. Letztlich war man im Bundesumweltministerium aber froh, dass der Krug an Deutschland vorbeiging. »In Bonn wäre das so kurzfristig logistisch nicht möglich gewesen«, heißt es seitens des Ministeriums.
In Spanien freut man sich indes, den Gipfel austragen zu können, und bietet Greta Thunberg auch gleich öffentlichkeitswirksam Hilfe bei der Querung des Atlantiks an. »Liebe Greta, es wäre toll, dich hier in Madrid zu haben«, schrieb Spaniens Umweltministerin Teresa Ribera von der sozialdemokratischen PSOE auf Twitter. »Gerne helfen wir Ihnen bei der Überquerung des Atlantiks.«
In Madrid sind die Hotels schon voll, und die Flüge sind teuer
Doch nicht nur Thunberg hat jetzt Probleme, noch pünktlich zum Gipfel zu gelangen. Besonders Umweltorganisationen aus dem globalen Süden, die nicht so viel Geld haben, kommen durch die Verlegung der Veranstaltung in Bedrängnis. »Die Hotels in Madrid sind bereits voll. Last-Minute-Flüge sind teuer. Visa können kurzfristig schwer zu bekommen sein«, erklärte Harjeet Singh von der Organisation Action Aid. Diese plötzliche Entscheidung dürfte das Kräfteverhältnis in Richtung der wohlhabenderen Länder des globalen Nordens verlagern.
»Wir hoffen, dass alle Maßnahmen ergriffen werden, damit der Zugang zu diesem Weltklimagipfel fair und integrativ gestaltet wird«, sagte Tasneem Essop vom Climate Action Network dem »Guardian«. Es sei wichtig, dass Klimaaktivisten und Beobachter aus verschiedenen Teilen der Welt uneingeschränkt am Gipfel teilnehmen könnten.
Und so sucht momentan nicht nur Greta Thunberg nach Hilfe: »Wir wollen teilnehmen, und das ist auch unser Recht. Jetzt brauchen wir Unterstützung«, bittet etwa die Klimaschutzorganisation »La Ruta del Clima« aus Costa Rica um Hilfe. Die Teilhabe an Klimaentscheidungen sei ein Menschenrecht. Die Verlegung des Gipfels nach Madrid dürfe nicht dazu führen, dass Organisationen aus Lateinamerika nicht daran teilnehmen können.
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