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Frauke Petry ernüchtert
Personalie: Ex-AfD-Vorsitzende hat das nahende Ende ihrer politischen Karriere erklärt
Nach Bernd Lucke (Liberal-Konservative Reformer) und André Poggenburg (Aufbruch deutscher Patrioten) muss nun auch Frauke Petry einsehen: Als einst einflussreiche AfD-Politikerin der Partei den Rücken zu kehren, um einen Konkurrenzladen aufzumachen, ist keine sehr erfolgversprechende Idee. Einst in der Rechtsaußenpartei erworbene Popularität ist kein Garant für politischen Erfolg in der Post-AfD-Zeit. Im Gegenteil: Aussteiger werden von den meisten früheren Unterstützern als Verräter gesehen, selbst wenn sich die ideologische Haltung der Gescholtenen nicht geändert hat.
Als Petry die AfD unmittelbar nach der Bundestagswahl 2017 verließ, um mit »Die blaue Partei« ihr eigenes politisches Projekt aufzubauen, tat sie dies aus strategischen Gründen. Weil sie sich mit dem völkischen Flügel um Björn Höcke erfolglos angelegt hatte und ihr die innerparteiliche Isolation drohte, wagte sie den Neuanfang.
Der ist nun endgültig gescheitert: Am Mittwoch verbreitete Petry über die sozialen Netzwerke eine Erklärung, dass ein Mitgliederparteitag im sächsischen Döbeln beschlossen hat, »Die blaue Partei« zum Jahrsende aufzulösen. Als Grund für die Entscheidung gibt die 44-Jährige die desaströsen Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen an. Bei diesen spielte die Petry-Truppe keine Rolle: In Sachsen holte die Partei 7806 Zweitstimmen, in Thüringen sogar nur 857. Selbst die MLPD überzeugte mehr als dreimal so viele Wähler.
Petrys politische Karriere ist damit auf absehbare Zeit vorbei: Ihr Mandat im sächsischen Landtag hat sie durch die letzte Wahl verloren, im Bundestag fristet sie noch bis zum Ende der laufenden Legislatur ein Hinterbänklerinnendasein, was ihr aber immerhin vorerst weiter ein beträchtliches monatliches Einkommen sichert.
Wie es danach weitergeht? Unklar. Als promovierte Chemikerin könnte Petry in ihren früheren Beruf zurückkehren. Vielleicht probiert sie auch einen Neuanfang als Organistin oder Chorleiterin - mit beidem hat die gebürtige Dresdnerin Erfahrung. In der aktiven Politik wolle sie definitiv nicht bleiben, verriet sie der »Bild«.
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