- Kommentare
- Rainer Wendt
Mehr als Ungeschick
Uwe Kalbe über den personellen Missgriff der Magdeburger CDU
Der Polizeigewerkschafter Rainer Wendt hat bewirkt, was in letzter Minute eigentlich verhindert werden sollte. Er ist zum Anlass geworden, die CDU in Sachsen-Anhalt in Verruf zu bringen. Doch vielleicht ist das auch gut so. Denn der umstrittene Rechtsausleger und Polizeigewerkschafter gibt den Blick auf den Zustand nicht nur der Magdeburger CDU frei. Der Ministerpräsident selbst hatte zunächst offenbar kein Problem mit der Personalie Wendt. Doch die Causa Wendt offenbart vor allem fragile politische Verhältnisse. In Sachsen-Anhalt: Als ihren ersten inoffiziellen Staatssekretär hatte die AfD im Landtag Wendt schon gefeiert. Und bundesweit: In immer mehr Landtagen offenbaren sich potenzielle Verbündete der Rechten, die bereit sind, ihnen Türen zu öffnen. Auch wenn Wendt so tut, als sei er das Gegenstück der AfD.
Die Genugtuung von SPD und Grünen ist nachvollziehbar, deren Veto die Planung durchkreuzte. Doch Grund zur Freude besteht nicht. CDU-Politiker wie Innenminister Holger Stahlknecht zeigen unfreiwillig, wie durchlässig die Schotten sind für die Vertreter einer zur Regierungsmacht strebenden nationalkonservativen Wende. Oder gar freiwillig? Jener erzkonservative Flügel der CDU, der auf dem Parteitag in Leipzig zwar keinen grandiosen Sieg feierte, aber mit Friedrich Merz erneut einen gewichtigen Fürsprecher fand, erhebt in dem sich derzeit vollziehenden Machtwechsel die Stimme. Manchem dürfte der angerichtete Schaden nicht unwillkommen sein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.