• Kultur
  • Bücher zum Verschenken

Aufgeregt wie ein Hühnchen

Ingo Siegner lässt zwei kleine Ratten mit dem Zug ins Abenteuer fahren

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 3 Min.

Eliot und Isabella wollen über die Berge bis ans Meer wandern. Abgesehen davon, dass dies in der Regel ein weiter, weiter Weg ist, gibt es aber noch ein ganz anderes Problem: Die beiden sind Ratten, genau genommen kleine Rattenkinder. Eines, Eliot, ist darüber hinaus auch noch verliebt in das andere, Isabella.

• Buch im nd-Shop bestellen
Ingo Siegner: Der fliegende Maulwurf. Beltz & Gelberg, 155 S., geb., 14,95 €.

Das allein genügte schon, um aufgeregt wie ein Hühnchen zu sein. Aber dazu kommen noch tausend weitere Schwierigkeiten, ehe die beiden den Bahnhof der Tiere erreichen. So muss Eliot immer wieder in Deckung gehen, wenn ein Mensch seinen Weg kreuzt. Schließlich erreichen er und das begehrte Rattenmädchen mit Hilfe von Bertram Biber und dessen Flussschifffahrt den Bahnhof der Tiere, wo bereits neue Probleme auf sie warten.

Bocky Bockwurst taucht auf, das ist der Anführer einer äußerst üblen Rattenbande, vor der man sich tunlichst hüten sollte. Das kann ja heiter werden. »Bocky, olle Stinkebohne, Übelgurke, Pupskanone, ein Rüpel, wie er leibt und lebt, ganz wie er im Buche steht!«, reimt Eliot gleich fröhlich und zuversichtlich drauflos. Und Isabella ergänzt: »Der soll nur kommen. Aus dem machen wir Gemüsesalat.«

Das charmante Rattenpärchen stand bereits mehrfach im Mittelpunkt von Ingo Siegners witzigen Büchern für Kinder. Siegner erfindet aber nicht nur die Geschichten, er illustriert sie auch. Alles in seinen Büchern ist aus einem Guss. Sieht man Eliot mit seinem viel zu großen Rucksack das erste Mal, wie er weit ausschreitet und mit großen, wachen Rattenaugen in die Welt schaut, möchte man ihm hinterhereilen und mitgehen. Mit dieser sympathischen Ratte und ihrer Freundin kann man was erleben!

Doch die vorliegende Anthologie macht uns nicht nur mit den neuesten Rattenabenteuern bekannt, auch die kleine Krabbe Konrad und das Hokuspokus spielen eine Rolle. Günter der Ganter kommt vor, der kleine Igel Paprika, ein Storch, der nicht auf einem Bein stehen kann, und nicht zuletzt Max, ein kleiner, pfiffiger Maulwurf mit einem großen Traum. Einmal nur möchte er durch die Lüfte segeln und die Welt von oben betrachten. Aber leider ist so etwas nur seinen ärgsten Feinden vergönnt, den Krähen. Und vor denen muss er sich vorsehen.

Wie es dazu kommt, dass Max lernt, die Sprache der Krähen nicht nur zu verstehen, sondern auch selbst zu sprechen, erzählt uns der Autor so nachvollziehbar, als verstünde er nicht nur die Krähensprache, sondern auch die der Maulwürfe.

Für seine Illustrationen jedoch scheint ihm in dieser Geschichte die Farbe ausgegangen zu sein. Aber schließlich wird ein Kind, dem die unglaubliche Geschichte vom Maulwurf mit dem Flugwunsch irgendwann vorgelesen wird, sicher gern Siegners Arbeit vollenden und mit den eigenen Malstiften ein wenig Farbe in das Buch bringen. Als buntes Vorbild könnte die wunderbare Illustration von der fliegenden Krähe dienen, auf deren straff gestrecktem Rücken ein vorwitziger Maulwurf steht.

Er reckt seine Nase ganz stolz in den Himmel. Er fliegt. Was kann es Schöneres geben?

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!