Alles sichern was geht

Martin Kröger über die neue Ausrichtung der Kulturförderung

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Es vergeht kaum ein Tag in Berlin, an dem nicht eine Kulturinstitution oder ein Club ein Notsignal sendet. Gewerberäume in der Stadt sind knapp, die Zeiten, als Zwischennutzer zwischen den zahlreichen leerstehenden Locations auswählen konnten, lange passé. Angesichts der Raumknappheit hat Kultur gegenüber kommerziellen Unternehmungen häufig schlechtere Karten. Es ist deshalb richtig, dass die Senatsverwaltung für Kultur ihre Förderstrategie neu ausrichtet, und extra eine neue landeseigene Struktur aufbaut, um Ateliers, Proberäume und Ausstellungs- und Produktionsräume für Kunst und Kultur zu erhalten.

Eine solche Sicherung kultureller Räumlichkeiten ist ein aktiver Beitrag gegen die grassierende Verdrängung - analog zur Sicherung von Wohnraum. Alles sichern, was geht, ist das Gebot der Stunde. Schließlich sind es die Museen, Ateliers, Galerien, Clubs, Theater und Konzerthallen Berlins, die maßgeblich den Ruf der Stadt in der ganzen Welt begründeten. Ohne diese Orte ist die Erfolgsstory der vergangenen Jahre nicht zu erklären. Die Menschen aus anderen Ländern kommen wegen berühmter Clubs wie dem Berghain, und nicht wegen des Stadtmarketings.

Doch so viel wie möglich an kulturellen Standorten zu bewahren, heißt nicht, jeden kommerziellen Betrieb finanziell abzufedern. Veränderung gehört zum Geschäft, Berlins Clubs etwa leben seit eh und je mit temporären Lösungen. Der Senat kann hier Angebote machen, aber nicht jedes Unternehmen retten. Am Ende geht es um den Erhalt kultureller Vielfalt, damit die Stadt nicht eine kulturelle Ödnis wird wie andernorts, wo es fast nur noch Hostels, Hotels, Banken oder Boutiquen gibt. Der Senat hat dies jetzt endlich verstanden. Spät zwar, aber hoffentlich nicht zu spät.

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