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Vorwärts und nie vergessen: Die Top Ten bester Freunde.
Solidaritäten kann man nur sehr begrenzt eingehen. Schnell kollidieren die unterschiedlichen Ansprüche. Im Weihnachtsevangelium, einem äußerst erfolgreichen, gruppenbindenden Text, wurde in diesen Tagen die stärkste aller Solidargemeinschaften beschworen, die Familie. Knapp darunter kommt aber auch schon die Freundschaft, mit einer gewissen Toleranz und Freiwilligkeit. Ist Freundschaft dagegen institutionell eingeführt und abgesichert, so verwendet man naheliegende Begriffe wie zum Beispiel Kollege, Genosse oder Kamerad.
In der Popkultur ist das eigentümliche Konzept einer Sozialbeziehung - der Freund, die Freundin - ein beliebtes Thema, bei dem alle Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Solidarverbindung ausgelotet werden. Wir stellen die Top Ten der besten Popfreunde vor:
10. Volksschule Berlin-Wilmersdorf
Sammy Drechsel beschreibt in seinem berühmten »11 Freunde müsst ihr sein« (ein unverfilmtes Buch von 1955), wie das Fußballteam der Wilmersdorfer Volksschule Berliner Stadtmeister wird. Eigentlich in der Institution Schule angesiedelt und mit einem beschränkten Aufgabenkreis (ab und zu 90 Minuten) versehen, wird hier im Titel eine größere Nähe und Solidarität erwartet und eingefordert. Auch Fußballromantiker wissen, dass das in einem Mannschaftssport so gut wie unmöglich ist, schätzen aber diesen charmanten Ansatz. Mittlerweile gibt es ein erfolgreiches Fußballmagazin, das »11 Freunde« heißt.
9. Laurel und Hardy
Die beiden Komiker (ab 1921) schritten auch neben der Leinwand freundschaftlich verbunden durchs Leben. Auf der Leinwand dominierten bei ihnen die beiden Aspekte Anarchie und Scheitern, die - weit vor Christoph Schlingensief - in unterschiedliche(n) Variationen zerlegt und wieder neu zusammengesetzt wurden.
8. Biene Maja und Willi
Drohne Willi ist mehr als nur ein Sidekick, weit mehr als ein Robin (bei Batman) oder mehr als Tommy und Annika (bei Pippi Langstrumpf). Er akzeptiert die Dominanz seiner Freundin und rettet sie häufig vor den Folgen ihrer eskapistischen Ausflüge im Blumenfeld.
7. Jess Bhamra und Jules Paxton
Im Fußballfilm »Kick it like Beckham« (2002) entsteht zwischen Jess und Jules eine Mädchenfreundschaft, die auch die Diskrepanzen zweier verschiedener Kulturkreise (indisch vs. britisch) überwindet. Das verläuft zunächst nicht ganz glatt (ein junger Mann stört für kurze Zeit), aber am Ende gehen beide den nächsten Karriereschritt (US-Profiliga) gemeinsam. Im Hintergrund schlendert global player David Beckham durchs Bild.
6. Winnetou und Old Shatterhand
Eine der dichtesten Beschreibungen (von Karl May, Bücher ab 1878) der langwierigen Genese einer Freundschaft, die ebenfalls Kulturdifferenzen zu überwinden hat und dabei das Problem der Solidaritäten ausführlich abhandelt. Versehen sind die Geschichten mit einem nicht mehr ganz zeitgemäßen Pathos. Aber auch hier findet sich ein gern gewähltes Motiv: der eine Freund bekommt eine Paarbeziehung (nächst höheres Level!) mit der Schwester seines Freundes in Aussicht gestellt. Freundschaft und mögliche Paarbeziehung enden ziemlich abrupt durch das Ableben beteiligter Personen.
5. Mogli und Balu
Gemeinsam besiegen sie den doofen Tiger (Buch 1894, Film 1967) und verbringen ansonsten ein ziemlich hedonistisches Dschungelleben. Die Freundschaft zwischen Menschenkind und Bär endet durch einen Solidaritätswechsel, bei dem sich das männliche Menschenkind der Solidaritätsgemeinschaft seiner Gattung zuwendet, da eine Paarbeziehung mit einem weiblichen Vertreter seiner Gattung möglich scheint.
4. Pünktchen und Anton
Bei dieser Berliner Freundschaft über Klassenschranken hinweg (Erich Kästner, 1931) hätte man sich gerne eine Fortsetzung in der Pubertät gewünscht und erfahren, ob es zwischen Luise (Oberschicht) und Anton (Unterschicht) Aussicht auf eine partnerschaftliche Beziehung gibt. Zumindest bilden Anton und seine alleinerziehende Mutter mit Luises Eltern eine frühe Patchwork-Familie.
3. Thelma und Louise
Eine der wenigen reinen Frauenfreundschaften (Film 1991) in der Popkultur. Gemeinsam fliehen beide Frauen und die Solidarität geht bis in den gemeinsamen Tod am Ende der Verfolgungsjagd durch die Polizei (vgl. auch die Männervariante bei: Butch Cassidy and The Sundance Kid, Film 1969). Hat auch Aufnahme in die Zitatwelt der »Simpsons« gefunden.
2. Luke Skywalker und Han Solo
Überwindung des Vaters bei dem einen Helden, beginnende Paarbeziehung des anderen Helden mit der prinzessigen Schwester seines Freundes, nebenbei wird ein ganzes Universum gerettet (Filme 1977 bis 1983). Darunter geht es bei diesen Freunden nicht! Sigmund Freud und Leid liegen hier ganz eng beieinander. Die Filme begleiten die Punk-Rock- und die Disco-Ära beim Wechsel zu New Wave und Neue Romantik. Die weiteren Star-Wars-Filme haben keine vergleichbare Wucht und Bedeutung (mehr).
1. Jim Knopf und Lukas
Gemeinsam begeben sich die beiden Freunde mit der Lokomotive Emma (benannt übrigens nach der Frau von Charles Darwin) auf eine abenteuerliche Reise (Buch: Michael Ende, 1960), um das Geheimnis der Herkunft von Jim Knopf zu lösen. Das gelingt den beiden Helden natürlich, indem sie unter anderem den autoritären Drachen Frau Mahlzahn bezwingen. Der erste Teil endet mit einer sich anbahnenden konkurrierenden Paarbeziehung zwischen Jim Knopf und der befreiten Prinzessin Li Si. Im zweiten Band (1962) geht es dann gegen eine andere Freundschaftskonfiguration, die Piraten von der Wilden 13.
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