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Brände in Australien befeuern Artensterben
WWF: Schon 1,25 Milliarden Tiere umgekommen / Feuer drohen Aussterben der Koalas zu beschleunigen / Neuer Großbrand befürchtet
Berlin. In den verheerenden Bränden in Australien sind nach Angaben von Umweltschützern bereits mehr als eine Milliarde Tiere umgekommen: Etwa 1,25 Milliarden Tiere seien nach Schätzungen des WWF Australien direkt oder indirekt durch die Feuer getötet worden, teilte die Umweltorganisation am Dienstag in Berlin mit. Die Zahl sei mithilfe einer Methodik berechnet worden, die die Auswirkungen der Rodung von Landflächen auf die australische Tierwelt schätzt.
Die Hochrechnung basiert laut WWF auf einer Studie von Chris Dickmann von der Universität Sydney. Bis zum Abklingen der Brände werde das volle Ausmaß der Schäden aber unbekannt bleiben, hieß es weiter.
Der für Naturschutz zuständige Vorstand von WWF Deutschland, Christoph Heinrich, erklärte, seine Organisation sei »entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung«. In Australien sei mehr Land verbrannt als bei den Bränden im brasilianischen Amazonasgebiet und im US-Bundesstaat Kalifornien zusammen.
»Die Klimakrise verursacht keine Buschfeuer, aber sie macht sie viel verheerender«, hob Heinrich hervor. Die Lage in Australien verdeutliche, »dass Klimakrise und Artensterben zusammen gedacht werden müssen«: »Ohne eine intakte Natur sind ambitionierte Klimaziele nicht zu erreichen. Wenn die Erderhitzung nicht begrenzt wird, werden mehr Tierarten ihren Lebensraum verlieren.«
In Australien sind in den vergangenen Monaten 5,5 Millionen Hektar Land niedergebrannt - das entspricht der Fläche der Insel Irland. Die Universität von Sydney hatte am Freitag eine Studie veröffentlicht, wonach seit September allein im besonders stark betroffenen Bundesstaat New South Wales 480 Millionen Tiere wegen der Feuer verendeten. Dabei handele es sich um eine »sehr zurückhaltende« Kalkulation, erklärten die Autoren.
Andrew Beattie von der Macquarie-Universität nahe Sydney erklärte, er gehe davon aus, dass landesweit bereits Milliarden von Tieren durch die Feuer ums Leben gekommen seien. Unter anderem zehntausende Koalas, aber auch zahlreiche andere Beuteltiere verendeten.
Die Feuer könnten ein Aussterben der Koalas in den nächsten Jahrzehnten beschleunigen, warnt der WWF. Die Tiere leiden demnach ohnehin unter der übermäßiger Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen und Bauland.
Kurze Entspannung und eine neue Befürchtung
Die australische Feuerwehr hat am Dienstag einen kurzen Wetterumschwung genutzt, um die verheerenden Buschbrände im Osten des Landes wenigstens teilweise einzudämmen. Zugleich wuchs die Sorge, dass sich zwei Brände in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria zu einem unkontrollierbaren Riesenfeuer verbinden. Die Versicherer teilten derweil mit, dass bereits Feuerschäden in Höhe von umgerechnet 435 Millionen Euro gemeldet wurden.
Die derzeitigen Bedingungen mit leichten Regenfällen und niedrigeren Temperaturen seien »viel günstiger«, sagte der Feuerwehrchef von New South Wales, Shane Fitzsimmons. Nun gehe es darum, in der kurzen Hitzepause »den Schutz zu verstärken«, um das weitere Ausbreiten der Brände zu verhindern - bevor die Temperaturen wieder steigen sollen.
Völlig erschöpfte Helfer zogen laut Fitzsimmons Eindämmungslinien neu. Der leichte Regen in den Brandgebieten entspannte die Lage allerdings nur wenig und erschwerte den Feuerwehrleuten sogar die Arbeit beim Legen kontrollierter Gegenfeuer. Dutzende riesige Brände waren weiterhin völlig außer Kontrolle.
Im Sender ABC warnte Fitzsimmons davor, »sich von einem falschen Gefühl der Sicherheit einlullen zu lassen«. Einige der zahlreichen Busch- und Waldbrände in Australien sind zu groß, um gelöscht zu werden. Gegen sie würde nur anhaltender Regen helfen.
Immerhin der Nordwestküste Australiens brachte der Zyklon »Blake« heftige Regenfälle. Die gefährliche Hitze und Trockenheit in anderen Regionen lindert er nicht, er könnte allerdings ein Anzeichen für einen allgemeinen Wetterumschwung sein. »Ich sollte das nicht sagen - hoffentlich gibt es keine Schäden -, aber es war schön, einen Zyklon sich bilden zu sehen«, sagte Feuerwehrchef Fitzsimmons.
Zum Freitag hin erwarten die Behörden allerdings einen erneuten Temperaturanstieg. Zudem wächst die Furcht, dass sich zwei Brände in New South Wales und Victoria zu einem weiteren Riesenfeuer verbinden könnten.
Den Bränden sind landesweit bereits rund acht Millionen Hektar Land zum Opfer gefallen, das entspricht nahezu der Fläche der Insel Irland. In den Flammen starben seit September 25 Menschen sowie hunderte Millionen Tiere, mehr als 1800 Häuser wurden zerstört. Dichter Rauch aus Australien zog sogar bis ins 12.000 Kilometer entfernte Südamerika und färbte über Chile und Argentinien die Sonne rot, wie die dortigen Wetterbehörden mitteilten. AFP/nd
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