Ghana: Schokoladengenuss ohne Gift-Cocktail
Aufklärungskampagne für Kakaobauern über Pestizide läuft 2020 mithilfe der Soliaktion an
Um höhere Erträge zu erzielen und Pflanzenkrankheiten zu bekämpfen, setzen viele Bauern und Bäuerinnen auf chemische Düngemittel und Pestizide. Das ist auf den ersten Blick mitunter durchaus verständlich. Die Kakaobauern und -bäuerinnen in Westafrika stecken zum Beispiel in einem Teufelskreis: Ihr Einkommen reicht kaum aus, um die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken, geschweige denn, um in ihre Plantagen zu investieren.
Die Baumbestände sind deshalb überaltert und werfen Jahr für Jahr geringere Erträge ab. Erschwerend kommt hinzu, dass Kakaobäume überaus anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind. 2019 etwa brach in mehreren Kakao-Anbauregionen in Ghana das sogenannte Swollen Shoot-Virus aus. Innerhalb kürzester Zeit waren 16 Prozent der Bäume betroffen. Ein Albtraum für die ohnehin gebeutelten Kakaobauernfamilien. Bislang gibt es keine wirksame Kur gegen den Virus, in der Regel bleibt nur das Abholzen oder Verbrennen der betroffenen Bäume, bevor sich der Virus auf Nachbarpflanzen ausweitet.
Um die eigenen Pflanzen zu schützen, nutzen die Kakaobauern und -bäuerinnen deshalb häufig Pestizide. Das Schockierende dabei: Es sind auch Mittel darunter, die in der EU wegen ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt längst verboten sind. Über den sachgemäßen Umgang mit diesem Gift-Cocktail sind sie kaum informiert. Die Pestizide werden oftmals in den Wohnräumen der Familien gelagert, beim Versprühen tragen die Arbeiter*innen keine Schutzkleidung.
Nicht nur die Gesundheit der Kakaobauern und -bäuerinnen ist bedroht, die Chemikalien belasten auch die Böden und Gewässer. Außerdem nehmen die Vielfalt und der Gesamtbestand an Insekten, die für die Befruchtung der Kakaobäume wichtig sind, immer weiter ab.
Die Hoffnung, der Armutsspirale mit Pestiziden und chemischen Düngemitteln zu entkommen, ist deshalb trügerisch, sagt Sandra Sarkwah von der ghanaischen Kakaobauern-Organisation SEND-Ghana: »Im Kakaosektor wird bislang viel zu wenig über die negativen Auswirkungen des Pestizid-Einsatzes diskutiert. Es gibt Methoden zur natürlichen Schädlingsbekämpfung, die kaum bekannt sind. Hier müssen wir Aufklärungsarbeit leisten und besser verstehen, welche Pestizide eingesetzt werden.«
2020 will INKOTA deshalb mit den Partner*innen aus Ghana mithilfe von Recherchen und Informationskampagnen den Pestizideinsatz im Kakaosektor auf den Tisch bringen.
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