- Politik
- Frankreichs Konzept der Nation
Der französische Republikanismus
Und seine umstrittene Bedeutung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Das Konzept der »Nation« und das der »Republik« sind in Frankreich tief miteinander verwoben. Französin oder Franzose zu sein bedeutet immer auch, eine republikanische Grundhaltung zu vertreten. Der Begriff der Republik ist allgemein ein Synonym für ein politisches System und dessen Institutionen; für einen historischen Moment (die Französische Revolution von 1798); für ein Ideengebäude (die Philosophie der Aufklärung, der politische Liberalismus, die Menschenrechte, die Laizität (laïcité)); für Symbole (die Trikolore, der Nationalfeiertag und somit der Sturz der Bastille, die Marseillaise); und für universelle Werte (liberté, égalité, fraternité).
Allerorts finden sich Hinweise auf die republikanische Identität: von Straßennamen über Klassenzimmer in Schulen bis hin zu den Fassaden öffentlicher Gebäude. [1] Neben den unzähligen visuellen Darstellungen ist der öffentliche Diskurs mit republikanischen Bezügen gepickt. Die Politikerinnen und Politiker Frankreichs sind sehr versiert darin, Parteinamen (Les Républicains, La République en Marche) und Reden durch Konzepte wie »ordre républicain« (republikanische Gesellschaftsordnung), »école républicaine« (republikanische Schule) und »police républicaine« (republikanische Polizei) zu »republikanisieren«.
Aufgrund dem ihm innenwohnenden Universalismus verschreiben sich Progressive und Linke seit langem dem Prinzip der Republik: dem Versprechen einer Nation, all ihren Mitgliedern gleiche Chancen in Bezug auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu sichern. Dabei wurde der Begriff der Republik in der französischen Geschichte stattdessen viel zu häufig verwendet, um andere zu unterdrücken, die sozialen Ungleichheiten zu verstärken und die Gesellschaft zu spalten
Die französische Ausnahme
Die Verschmelzung der Nation mit der Republik gründet auf einem fundamentalen Spannungsverhältnis. Zum einen werden die republikanischen Wurzeln des Landes und seine republikanische Identität – durch Volkskultur, Bildung, politischen Diskurs – eingesetzt, um Frankreich und das französische Volk von anderen Nationen und Völkern abzuheben. Die Assoziation des Landes mit den Ereignissen im Jahr 1789 und sein Status als Geburtsstätte des politischen Liberalismus werden als Kernaspekte der »französischen Ausnahme« dargestellt. [2] Die Bezugnahme Frankreichs auf den Republikanismus ist in der Folge eine wichtige Quelle für den Stolz auf die Nation und untermauert den Glauben an eine gemeinsame Bestimmung und zuweilen an die eigene Überlegenheit: die Vorstellung, in der Weltgeschichte als Hüter und Fahnenträger von republikanischen Grundsätzen und Werten agieren zu müssen.
Die Theorie der »französischen Ausnahme« fand in der Zeit nach den Terroranschlägen in Paris auf die satirische Wochenzeitschrift Charlie Hebdo und den Hypercacher-Supermarkt im Januar 2015 wieder Verwendung. [3] Als Reaktion auf die Attacken wies Präsident François Hollande auf den Begriff der französischen Besonderheit hin:
»Heute wurde die Republik angegriffen. Die Republik steht für Meinungsfreiheit. Die Republik steht für Kultur, für Schöpfergeist, für Pluralismus und für Demokratie. Und genau darauf haben es die Mörder abgesehen. Auf das Ideal von Frieden und Gerechtigkeit, für das sich Frankreich stets auf der Weltbühne stark macht.«[4]
In Reaktion darauf wurde auf internationaler Ebene eben dieses Bild von Frankreich als Schützer universeller Werte und Ideen wiederaufgenommen. Barack Obama erklärte seinerseits: »Dies ist nicht nur ein Angriff auf Paris, nicht nur auf das französische Volk, sondern ein Angriff auf alle Menschlichkeit und alle universellen Werte, für die wir gemeinsam einstehen.« [5]
Angriff auf das Solidarsystem
Die Rentenreform des Emmanuel Macron
Solche Reaktionen verdeutlichen, dass das, was Frankreich so besonders macht, gleichzeitig eine Brücke zu anderen Nationen und Völkern schlägt, da die Prinzipien, Anschauungen und Werte, auf denen die Französische Republik gründet, (zumindest theoretisch) universell sind. Die Werte Frankreichs sind weder auf ein Volk noch auf einen geografischen Standort begrenzt, sondern transzendieren nationale Grenzen, Kulturen, Religionen, Geschlechter, Rassen und sexuelle Orientierungen. Dieses Nichtwahrnehmen von Unterschieden impliziert zudem, dass die Republik theoretisch keine Gruppen oder Gemeinschaften, sondern ausschließlich einzelne Bürgerinnen und Bürger anerkennt.
Geschichte eines mot voyageur
Das Spannungsverhältnis zwischen der »Republik als Nationalstaat« und der »Republik als universelles Wertesystem« stand im Mittelpunkt der sukzessiven sozialen und politischen Konflikte im modernen Frankreich. Die Französische Revolution bildete den Auftakt zu einer Reihe von Krisen und Kämpfen, um zunächst die Republik (von 1789 bis 1875) zu »normalisieren« und im Weiteren, um eine Auslegung dessen, was »republikanisch zu sein« und folglich »französisch zu sein« bedeuten sollten (ab 1875), festzulegen. Wie Claude Nicolet es treffend in L’Idée républicaine en France darlegt, ist das Wort »Republik« ein mot voyageur, ein Wanderwort. Denn dieser Begriff wird seit jeher mit einer großen Vielfalt von Klasseninteressen, Anschauungen und politischen Vorhaben in Verbindung gebracht. Wie er schreibt, gibt es:
»Republiken der Girondisten, der Montagnards, der Thermidorianer, direktoriale, cäsarische, imperiale Republiken. Eine Republik der Herzöge sowie (um auf die Titel bekannter Bücher zu verweisen) eine Republik von Genossen, Ausschüssen, Professoren, von députés; es gibt die Republik im Dorf, die ländliche Republik, die Republik der Pariser Kommune; die konservativen, opportunistischen, liberalen, radikalen, demokratischen Republiken; eine Republik des Bürgertums sowie eine soziale und sozialistische Republik.«[6]
Die »Normierung« der Republik im Verlauf der 1870er Jahre, welche in der Gründung der Dritten Republik mündete, scheint – zumindest vorerst – die von Nicolet beschriebene fundamentale Ambiguität überwunden zu haben. In dem Zeitraum von der Zerschlagung der Pariser Kommune (1871) bis zum Ersten Weltkrieg bildete sich ein »republikanischer Kompromiss« heraus, durch den die »zentralen Werte des Republikanismus von einer radikalen Randgruppe auf ein konsensuelles Zentrum der französischen Politik übergingen«. [7] Die »Opportunistische Republik« des Bürgertums der 1880er und 1890er Jahre trieb die Idee der Nation voran, und war, wie Tyler Stovall schreibt, »gleichzeitig historisch spezifisch und universell«. [8] Er erläutert diesbezüglich, dass
»die Republikaner im Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts ein Vermächtnis, nämlich das der Revolution, hatten, welches die Nation geformt und den Menschen das Recht und die Fähigkeit gegeben hatte, ihre eigene nationale Identität auszuwählen. Dieses Vermächtnis war im Grunde jedoch ein universalistisches Erbe, das auf dem globalen Verständnis der Menschenrechte und deren Gültigkeit für alle Völker basierte.«
Der »republikanische Kompromiss« wurde von den »opportunistischen« oder »bürgerlichen« Republikanern (wie Jules Ferry und Léon Gambetta) geprägt, deren Auffassung zufolge das Überleben der Republik von ihrer Fähigkeit abhängen würde, sich die Unterstützung der großen ländlichen Bevölkerungsschichten Frankreichs zu sichern, die traditionell Anhänger der Royalisten und der klerikalen Kräfte waren. Diese Gruppe vollzog im Folgenden einen Rechtsdruck der Republik durch die Wiederaneignung und »Republikanisierung« konservativer Anschauungen – vor allem zur Gesellschaftsordnung – und durch die Gewinnung traditionell konservativer und antirepublikanischer Wählerschaften.
Dabei bemühte man sich insbesondere um einen Rückhalt in der ländlichen Bevölkerung Frankreichs, indem das »Bauerntum« und die mit ihm verbundenen Werte und Vorstellungen als von Natur aus französisch und authentisch republikanisch angesehen wurden, und zwar zum Schaden der städtischen, industriellen und eher im linken Spektrum verorteten Arbeiterklasse. Jules Ferry sprach dazu die bekannten Worte: »Die Republik wird die Republik der Bauern sein oder es wird sie nicht geben«.
Im Anschluss daran wurde die Republik mit einer Reihe von Symbolen des Bauerntums assoziiert. Die Säerin von Oscar Roty (1897) wurde auf 50-Centimes-Münzen geprägt, und es wurden Museen eingerichtet, um ein »wahres Frankreich« [9], ein »ewiges Frankreich«, ein Frankreich der Dorftürme und der »ewigen Ordnung der Felder« zu zelebrieren. [10] Dieses Frankreich sollte das Land der kleinen Bauern und Handwerker sein, die entschieden für die grande nation eintraten und die gleichzeitig tief in ihren petites patries (kleinen Ländereien) verwurzelt, mit Stolz auf ihre örtliche Folklore, ihre Traditionen und Sprachen blickten. [11]
Der Entwicklung einer freien, obligatorischen und weltlichen Bildung in den 1890er Jahren kam eine entscheidende Rolle bei der weiteren Verankerung dieses neuen »republikanischen Kompromisses« in den politischen, kulturellen und alltagsgeschichtlichen Zusammenhängen Frankreichs zu. Das Lehrpersonal jeder Stadt und jedes Dorfes brachte den Schulkindern nicht nur Lesen und Schreiben bei, sondern verwandelte sie durch staatsbürgerliche Erziehung ebenfalls in »gute Bürger«, die dem republikanischen Regime und dem Vaterland treu verhaftet waren. Der Geschichtsunterricht leistete dazu natürlich einen maßgeblichen Beitrag.
Wie Suzanne Citron in ihrer beachtenswerten Analyse über die Geschichtslehre seit dem 19. Jahrhundert schrieb, wurde Kindern eine romantisierende Version Frankreichs vermittelt, welche »eine religiöse Liebe zum Vaterland mit dem Kult der Revolution« verband. Anstatt als historischer Einschnitt wurden die Revolution von 1789 und die nachfolgende Republik als die logische/natürliche Folge eines ruhmvollen roman national (einer nationalen Geschichte) dargestellt, [12] mit Wurzeln bis in die Antike und bis zu den Galliern. [13] Gleichzeitig diente diese Art der Geschichtslehre dazu, alternative Ansätze zur Republik klein zu halten, zu delegitimieren und zu unterdrücken, und zwar insbesondere die Bemühungen zur Implementierung eines sozialen und demokratischen Republikanismus (wie in den Jahren 1848 und 1871). [14]
Im europäischen Kontext des späten 19. Jahrhunderts, den die Entstehung einer industriellen und in weiten Teilen städtischen Arbeiterklasse prägte, wurde dieser Ansatz zusehends darauf ausgerichtet, vor dem Ausbreiten sozialistischer oder anarchistischer Ideen zu warnen, anstatt die Rückkehr reaktionärer, antirepublikanischer und zunehmend antisemitischer Kräfte zu verhindern. Bildung wurde für die bürgerlichen Republikaner zu einem wichtigen Machtinstrument, um die soziale Ordnung und politische Stabilität zu wahren und letztlich ihre Klasseninteressen zu sichern.
Neben der Schaffung einer Grundlage für die Gesellschaftsordnung in Frankreich wurden republikanische Symbole und Anschauungen genutzt, um die Bestrebungen Frankreichs, sich als Kolonialmacht zu etablieren, zu rechtfertigen und nationalistische/patriotische Gefühle zu verstärken. Ende des 19. Jahrhunderts, als der Nationalismus europaweit an Zugkraft gewann und sich die Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland verschärften, wurde der französische Kolonialismus nicht nur durch strategische und wirtschaftliche, sondern auch durch moralische Beweggründe legitimiert. Jules Ferry argumentierte 1894 wie folgt:
»Die höheren Rassen haben ein Recht, weil sie eine Pflicht haben. Sie haben die Pflicht, die unteren Rassen zur Zivilisation zu führen. [...] In der Geschichte früherer Jahrhunderte wurden diese Pflichten, meine Herren, häufig missverstanden; und als die spanischen Soldaten und Entdecker die Sklaverei in Mittelamerika einführten, kamen sie ihrer Pflicht als Männer einer höheren Rasse sicherlich nicht nach. [. . .] In unserer Zeit aber halte ich daran fest, dass europäische Nationen diese Pflicht einer überlegenen Zivilisation mit Großzügigkeit, Würde und Aufrichtigkeit erfüllen.«[15]
Die Republik und die moderne Rechte
Obgleich (mehrheitlich) keine Bezugnahmen mehr auf die »Rasse« gemacht werden und der Begriff durch »Kultur« ersetzt wurde, beeinflusst das grundlegende Konzept der französischen und europäischen Überlegenheit und eine »zivilisierende Pflicht« weiterhin den aktuellen politischen Diskurs. Die äußersten Rechten haben sich seit jeher diese Neigung verschrieben und immer mehr Kräfte der rechten Mitte machen sich diese Anschauung ebenfalls zu eigen. Wenn der französische Innenminister Claude Guéant erklärt, dass »alle Zivilisationen, alle Praktiken, alle Kulturen im Licht unserer republikanischen Grundsätze nicht den gleichen Wert haben« (2012) [16] oder wenn Nicolas Sarkozy ausführt, dass die »Tragödie Afrikas« darin besteht, dass »der afrikanische Mann nicht ausreichend in die Geschichte eingegangen ist« (2007), treten sie damit effektiv in die Fußstapfen von Jules Ferry.
Wie in den 1890er Jahren ist ihre Wortwahl politisch motiviert. Durch ihre Ausrichtung auf kulturelle und zivilisatorische Unterschiede stilisieren Guéant und Sarkozy breite Teile der französischen Bevölkerung zum Sündenbock, die angesichts ihrer außereuropäischen Herkunft und Kultur sowie ihrer jeweiligen religiösen Glaubenssätze und Praktiken nicht der vorherrschenden Vorstellung von »französisch sein« entsprechen (wobei sich diese Vorstellung, wie bereits ausgeführt, einem sehr traditionellen und konservativen Ideengut sowie einer mythologisierten Geschichte bedient). Folglich sind Menschen mit afrikanischer oder nordafrikanischer Abstammung, welche die französische Staatsangehörigkeit besitzen, in den Augen vieler im rechten und extrem rechten politischen Lager nicht automatisch auch »französisch«. Im Gegensatz zu den »Français de souche« (alteinheimische Franzosen) müssen sie ständig den Nachweis für ihre »Frenchness« erbringen, indem sie ihre republikanische Anschauung offen bekunden.
Die französischen Rechten und äußersten Rechten bedienen sich der Republik als Instrument für Ausschluss und Marginalisierung, anstatt für eine Eingliederung in die Gesellschaft. Die Republik – wie die wachsende »Republikanisierung« der rechtsextremen Partei Front/Rassemblement National zeigt – wird zunehmend als Mittel eingesetzt, um eine rassistische, fremdenfeindliche und islamophobe Agenda voranzutreiben und zur Normalität zu erheben. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist das französische Gesetz vom 23. Februar 2005, demzufolge die Lehrpläne der »positiven Rolle der französischen Präsenz im Ausland, insbesondere in Nordafrika« Rechnung tragen müssen. [17] Nur zwei Monate später erinnerte uns das französische »Gesetz über Leitlinien und die Planung der Zukunft des Schulwesens« an die historische disziplinierende Rolle der Republik in solchen Prozessen mit dem Wortlaut: »Zusätzlich zur Vermittlung von Wissen setzt die Nation als Hauptaufgabe der Schule fest, den Schülern die Werte der Republik zu vermitteln«.[18]
Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Republik als eine vermeintlich universalistische Institution und de facto als ausschließendes Medium verwendet wird, war der Beschluss des französischen Parlaments im Jahr 2004, das Tragen von ostentativen religiösen Symbolen in öffentlichen Grund- und weiterführenden Schulen zu untersagen. Während die Befürworter dies als Wahrung des republikanischen Grundsatzes der laïcité [19] oder Säkularität unterstützten und somit das Vermögen der Schulen zur Vermittlung republikanischer Werte schützten wollten, ging es für viele bei dieser Entscheidung darum, eine überwiegend weiße, männerdominierte »mode de vie à la française« (französische Lebensweise) vor »importierten« oder »ausländischen« religiösen und kommunitaristischen Bedrohungen zu bewahren.
In diesem wie in so vielen anderen Fällen – von der gleichgeschlechtlichen Ehe bis zum Burkini, von Sport-Hijabs bis zum Verkauf von Halal-Fleisch in Fastfood-Restaurants – dient die Republik als Vorwand für Diskriminierung und Ausgrenzung. Insbesondere in jüngster Zeit immigrierte Menschen und vor allem junge muslimische Frauen sind mit einer Zwickmühle konfrontiert: Sie werden der Nichtintegration einer Republik bezichtigt, die sich indessen in keiner Weise um ihre Integration bemüht und auf vielerlei Arten de facto versucht, sie auszugrenzen.
Eine Republik, für die es sich zu kämpfen lohnt
Angesichts der zentralen Bedeutung des Begriffs der Republik in der Politik und Gesellschaft Frankreichs – und unter gleichzeitiger Anerkennung der historischen Verwendung und der zunehmenden Inanspruchnahme durch reaktionäre Kräfte – stellt sich den Linken die Frage, ob sich der Kampf für diese Republik weiterhin lohnt. Meinerseits bin ich fest davon überzeugt.
Aus diesem kurzen geschichtlichen Überblick zum Konzept der Republik lässt sich insbesondere ableiten, dass die Auslegungen dieses Begriffs nicht in Stein gemeißelt sind, sondern sich vielmehr im Zuge politischer Auseinandersetzungen und deren Folgen entwickelt haben. Um diesen Kampf zu gewinnen, muss die Linke die Debatte grundlegend in eine andere Richtung lenken, anstatt sich an den Diskussionen gemäß den bestehenden Leitlinien zu beteiligen. Wichtig dabei ist der Rückblick auf eine Vergangenheit, in der die Republik für religiöse Toleranz und nicht für religiöse Vorurteile stand, in der die Republik nicht soziale Ungleichheit und Ausgrenzung meinte, sondern soziale Gerechtigkeit und libération (Befreiung) verkörperte.
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Edouard Morena ist Dozent der Politikwissenschaften an der University of London Institute in Paris (ULIP). Als Staatsbürger Frankreichs und des Vereinigten Königreichs studierte und lehrte er in französischen und britischen akademischen Einrichtungen. Nach seinen Forschungsarbeiten im Bereich französische Agrar- und Lebensmittelpolitik und ihren weiteren sozialen und kulturellen Auswirkungen befasst er sich aktuell schwerpunktmäßig mit den sozialen Dimensionen des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft.
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[1] Erst vor Kurzem verabschiedete das französische Parlament einen Änderungsantrag, gemäß dem die Trikolore, die Marseillaise und die Prinzipien der Republik (liberté, égalité, fraternité) in allen Klassenräumen anzubringen sind.
[2] Tony Chafer & Emmanuel Godin (2010), The End of the French Exception? Decline and Revival of the ‘French Model’.
[3] Florence Faucher & Laurie Boussaguet (2017), ‘The politics of symbols: Reflections on the French government’s framing of the 2015 terrorist attacks’, in Parliamentary Affairs, 71(1), S. 169-195.
[4] Verfügbar in französischer Sprache unter: https://www.diplomatie.gouv.fr/fr/le-ministere-et-son-reseau/actualites-du-ministere/article/allocution-du-president-de-la
[5]Verfügbar in englischer Sprache unter: obamawhitehouse.archives.gov/blog/2015/11/13/watch-president-obamas-statement-attacks-paris.
[6] Claude Nicolet (1982), L’Idée Républicaine en France (1789-1924).
[7] Emile Chabal (2015), A Divided Republic: Nation, State and Citizenship in Contemporary France, S.13.
[8] Tyler Stovall (2015), Transnational France: The Modern History of a Universal Nation.
[9] Herman Lebovics (1992), True France.
[10] Laurent Maspétiol (1946), L’Ordre Eternel des Champs : Essai sur L’Histoire, l’Economie et les Valeurs de la Paysannerie.
[11] Shanny Peer (1999), France on Display: Peasants, Provincials and Folklore in the 1937 Paris World’s Fair.
[12] Pierre Nora, Lieux de Mémoire.
[13] Suzanne Citron (1987), Le Mythe National.
[14] Samuel Hayat (2014), Quand la République était révolutionnaire: Citoyenneté et représentation en 1848.
[15] Verfügbar in französischer Sprache unter: http://www2.assemblee-nationale.fr/decouvrir-l-assemblee/histoire/grands-discours-parlementaires/jules-ferry-28-juillet-1885.
[16] Verfügbar in französischer Sprache unter: lemonde.fr/election-presidentielle-2012/article/2012/02/05/claude-gueant-declenche-une-nouvelle-polemique_1639076_1471069.html.
[17] Verfügbar in französischer Sprache unter: liberation.fr/tribune/2006/02/24/loi-du-23-fevrier-2005-un-an-d-outrage-a-la-dignite_31025
[18] Loi d'orientation et de programme pour l'avenir de l'École du 23 avril 2005 - art.2. »Outre la transmission des connaissances, la Nation fixe comme mission première à l'école de faire partager aux élèves les valeurs de la République.«
[19] Dieses Argument wurde durch den Einwand widerlegt, dass die Laizität, wie im Gesetz von 1905 festgelegt, nicht die Unterdrückung von Glaubensüberzeugungen zum Gegenstand hat, sondern vielmehr das Recht der Menschen schützen soll, frei eine Religion ihrer Wahl auszuüben.
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