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Kalter Krieg in der Karibik

Kuba verpasst die kontinentale Klubmeisterschaft im Baseball - und macht die USA dafür verantwortlich.

  • Andreas Knobloch, Havanna
  • Lesedauer: 3 Min.

In Kuba sorgte dieser Tage eine sportliche Nachricht für politisch aufgeheizte Debatten. »Auch der kubanische Sport wird vom Imperium angegriffen«, twitterte sogar Staatspräsident Miguel Díaz-Canel verärgert. Und in den sozialen Netzwerken des Landes wird kräftig mitdiskutiert.

Was genau war passiert? Nach einer Entscheidung der Baseball-Konföderation der Karibik (CBPC) darf Kuba Anfang Februar keinen Vertreter zur Serie del Caribe, der Karibik-Klubmeisterschaft, schicken. Als Grund nannte die CBPC »Schwierigkeiten bei der Visaerteilung«. Das Turnier wird in San Juan, Puerto Rico, ausgetragen. Als Außengebiet gehört es zu den USA. Weil die US-Botschaft in Havanna ihre Konsulardienste eingestellt hat, müssen Kubaner Visa für die USA in Drittländern beantragen. Da der kubanische Vertreter aber erst nach Beendigung der heimischen Liga Ende Januar feststeht, bleibe zu wenig Zeit, um dann noch die Visamodalitäten zu regeln, erklärte die CBPC.

Verbandskommissar Juan Francisco Puello Herrera dankte dem US-Generalkonsulat in der Dominikanischen Republik für die »Bemühungen, die besten Voraussetzungen für die Visaerteilung der kubanischen Delegation zu schaffen«, jedoch hätten diese nicht gefruchtet. Kuba würden aber die Türen offen stehen, an der Ausgabe des Turniers 2021 im mexikanischen Mazatlan teilzunehmen.

Kuba dagegen macht den politischen Druck der US-Regierung für den Ausschluss verantwortlich und warf dem Verband vor, sich Washingtons politischer Feindschaft gegenüber Kuba anzuschließen. Alle anderen teilnehmenden Länder hätten schließlich keine Probleme mit der Visaerteilung. »Die CBPC gibt dem willkürlichen Druck der Regierung der Vereinigten Staaten nach und schließt sich anderen betrügerischen Aktionen ihres Kommissars an«, hieß es in einer Erklärung des kubanischen Baseballverbandes (FCB). Juan Francisco Puello Herrera hätte schließlich auch die Vollmitgliedschaft Kubas in der CBPC behindert.

Die Serie del Caribe ist ein jährlich ausgetragener Vergleich der Baseballmeister Mexikos, der Dominikanischen Republik, Puerto Ricos und Venezuelas. Als fünftes Land hatte Kuba das 1949 initiierte Turnier in den Anfangsjahren dominiert. Nach der Revolution wurde allerdings 1961 die professionelle Baseballliga in Kuba abgeschafft, was auch zu einem Ende der Serie del Caribe führte. 1970 wurde das Turnier erneut ins Leben gerufen - nun aber ohne ein kubanisches Team.

2014 nahm das Land dann erstmals nach 54 Jahren wieder teil - ein Resultat der unter US-Präsident Barack Obama und Kubas Präsident Raúl Castro begonnenen Annäherungspolitik zwischen den beiden Erzfeinden. Dies macht den nunmehrigen Ausschluss zu einem besonderen Symbol. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump herrscht wieder Kalter Krieg in der Karibik. Die Beziehungen sind so schlecht wie lange nicht. Trump dreht unentwegt an der Sanktionsschraube: Reisebeschränkungen für US-Amerikaner wurden verschärft, der Kreuzfahrtschifftourismus abgewürgt, Geldüberweisungen eingeschränkt, Öllieferungen mit Sanktionen belegt und zuletzt Flüge aus den USA in alle kubanischen Städte außer Havanna verboten.

Nun erreicht die neue Eiszeit auch den Sport. Anfang April 2019 hatte die Regierung unter Trump bereits eine historische Vereinbarung per Handstreich versenkt. Die hätte es kubanischen Baseballspielern erlaubt, legal in der US-Profiliga MLB zu spielen. Eine, oft lebensgefährliche, Flucht aus der Heimat wie früher wäre dann unnötig gewesen.

Nun kommt auch noch der Ausschluss aus der Karibikmeisterschaft dazu - weniger als einen Monat vor Turnierbeginn. In Kuba sprechen die Fans wegen der Kurzfristigkeit von einem »schmutzigen Trick« des CBPC. Einige von ihnen schlugen vor, die Serie nach Havanna zu verlegen. Dann könnten alle Länder teilnehmen. Der karibische Verband dürfte darauf aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht mehr eingehen.

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