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Massenproteste gegen das Regime
Demonstranten fordern Rücktritt des Revolutionsführers / Polizei löst Protest gewaltsam auf
Teheran. Nach dem Bekenntnis des Iran zum versehentlichen Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs hat es in Teheran Proteste gegen die Regierung gegeben. Am Samstagabend versammelten sich mehrere hundert Menschen an der Amir-Kabir-Universität im Stadtzentrum, um der 176 Toten zu gedenken, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Aus dem Gedenken wurde ein wütender Protest: Die Demonstranten bezeichneten die iranische Regierung als »Lügner« und forderten die Verantwortlichen für den Abschuss und die tagelange Leugnung zum Rücktritt auf.
In den sozialen Medien posteten Tausende Iraner eine schwarze Seite als Zeichen ihrer Trauer sowie als Protest gegen die Regierung. Für sie sei der Abschuss der Passagiermaschine ein irreparabler Imageschaden für den Iran. Auch die iranischen Staatsmedien gerieten wegen ihrer als einseitig empfundenen Berichterstattung über den Vorfall in die Kritik.
Wie die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete, wurde die Demonstration vor der Universität von der Polizei aufgelöst. Die Studenten hätten »schädliche« und »radikale« Sprechchöre gerufen, schrieb Fars, die den Konservativen im Iran nahe steht. Dem Bericht zufolge rissen einige Studenten auch ein Poster des Generals Kassem Soleimani ab, der vor gut einer Woche bei einem US-Drohnenangriff im Irak getötet worden war.
Die Polizei habe die Demonstration schließlich »aufgelöst«, als die Studenten das Universitätsgelände verlassen und für einen Verkehrsstau gesorgt hätten, berichtete Fars. Auf dem Kurznachrichtendient Twitter schrieben Nutzer, dass Sicherheitskräfte auch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen waren.
Unterdessen wurde bekannt, dass der britische Botschafter im Iran, Rob Macaire, kurzzeitig festgenommen wurde. Großbritanniens Außenminister Dominic Raab sprach von einem »eklatanten Verstoß gegen internationales Recht«. Berichten zufolge wurde Macaire am Rande der regierungskritischen Proteste festgesetzt. Die den Konservativen im Iran nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim meldete, der Botschafter habe »radikales Handeln provoziert« und werde am Sonntag erneut vorgeladen.
Der Iran hatte am Samstag nach tagelangem Leugnen den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Menschen an Bord eingeräumt. Nach Angaben aus Teheran wurde die Maschine irrtümlich für ein feindliches Objekt gehalten und mit einer Rakete abgeschossen. Bei den Opfern handelte es sich vor allem um iranischstämmige Kanadier, Afghanen, Briten, Schweden und Ukrainer.
Der Abschuss der ukrainischen Maschine erfolgte am Mittwochmorgen inmitten heftiger Spannungen zwischen den USA und dem Iran. Die US-Armee hatte zuvor den iranischen General Soleimani mit einer Drohne im Irak getötet. Der Iran antwortete darauf in der Nacht zum Mittwoch mit Raketenangriffen auf zwei von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak. Kurz darauf stürzte in der Nähe von Teheran die ukrainische Passagiermaschine ab.
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