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Schlagabtausch bei US-Demokraten
Beim letzten Fernsehduell der Partei vor den Vorwahlen ging ein Handschlag ins Leere
Bei der letzten Fernsehdebatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in den USA vor Beginn der Vorwahlen wollten sich alle sechs Anwärter auf die Demokraten-Kandidatur von der besten Seite zeigen. Sie hoffen jeweils, für die Demokraten den Republikaner Donald Trump im November bei der US-Präsidentschaftswahl zu bezwingen.
Bernie Sanders und Elizabeth Warren lieferten sich einen Schlagabtausch über Siegeschancen einer Frau. Sanders dementierte energisch Warrens Vorwurf, wonach er ihr bei einem privaten Treffen Ende 2018 gesagt habe, dass eine Frau die Wahl im kommenden November gegen Amtsinhaber Donald Trump nicht gewinnen könne. »Ich habe das nicht gesagt«, betonte Sanders bei der Debatte am Dienstagabend (Ortszeit) in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa. Warren rückte dennoch nicht von ihrer Darstellung ab. »Kann eine Frau Donald Trump schlagen? Schaut auf die Männer auf dieser Bühne«, sagte Warren. »Sie haben zusammen zehn Wahlen verloren. Die einzigen Menschen auf dieser Bühne, die jede einzelne Wahl, an der sie teilnahmen, gewonnen haben, sind die Frauen: Amy und ich.«
Warren verwies dabei auf die Senatorin aus Minnesota, Amy Klobuchar, die sich ebenfalls für die TV-Debatte qualifiziert hatte.
Sanders und Warren sind beide Kandidaten des linken Flügels der Demokraten. Neben diesen beiden US-Senatoren nahmen der moderate Ex-US-Vizepräsident Joe Biden und der gemäßigte frühere Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, sowie die Senatorin Amy Klobuchar und der Milliardär Tom Steyer an der Debatte teil. Sanders sicherte zu, sollte er die Nominierung nicht gewinnen, werde er alles in seiner Kraft Stehende unternehmen, damit die Kandidatin oder der Kandidat der Demokraten bei der Wahl im November »den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes« besiegt.
Im Sender CNN, der die Debatte gemeinsam mit der Zeitung »Des Moines Register« ausrichtete, war zu sehen, dass Warren unmittelbar nach der Veranstaltung Sanders’ ausgestreckte Hand nicht annahm. Stattdessen begannen die beiden Kandidaten, die sich um eine ähnliche Wählerklientel bemühen, eine kurze Diskussion, deren Inhalt nicht zu hören war. Dann kehrten sie einander ohne Handschlag den Rücken zu.
Biden, Sanders, Warren und Buttigieg liegen in Umfragen vorne. Die Debatte der demokratischen Anwärter in Iowa war nur in einzelnen Punkten wie der Reform des Gesundheitssystem kontrovers. Im Bundesstaat Iowa finden am 3. Februar die ersten Vorwahlen statt. Die Vorwahlen in den verschiedenen US-Bundesstaaten bestimmen darüber, wen die Demokraten im November gegen den republikanischen Präsidenten Donald Trump ins Rennen schicken. Von der ersten Abstimmung in Iowa geht eine wichtige Signalwirkung aus. Die TV-Debatten sind eine Art Vor-Vorauswahl der Kandidaten.
Sanders und Warren sollten sich nicht unnötig attackieren
Grabenkämpfe bei den Parteilinken der US-Demokraten nutzen nur dem Establishment - und schrecken Wähler ab
Zentral bei der Debatte am Dienstagabend war die Frage, welcher der Kandidaten Amtsinhaber Trump schlagen könnte. Ex-Vizepräsident Biden betonte: »Wir können vier Jahre Donald Trump überwinden, aber acht Jahre Donald Trump wären eine absolute Katastrophe und würden diese Nation grundlegend verändern.« Buttigieg sagte an die Adresse der Wähler: »Wenn Sie es gewohnt sind, die andere Partei zu wählen, Ihren Kindern derzeit aber nicht in die Augen blicken und ihnen diesen Präsidenten erklären können, dann schließen sie sich mir an.« Enmütig erklärten die Kandidaten, das militärische Engagement der USA im Nahen Osten im Fall eines Wahlsieges zurückfahren zu wollen. Sanders warf Biden erneut vor, den Irak-Krieg unterstützt zu haben. Biden erwiderte: »Es war ein Fehler, und ich gebe das zu.«
Derzeit bewerben sich noch zwölf Demokraten darum, bei der Präsidentschaftswahl Trump herauszufordern. Das Feld ist deutlich zusammengeschrumpft: Ursprünglich hatten fast 30 Demokraten Ambitionen auf eine Kandidatur angemeldet. Es war das größte Bewerberfeld in der Geschichte der Partei. Erst am Montag hatte mit Senator Cory Booker ein weiterer Anwärter die Segel gestrichen. Booker war der prominenteste schwarze Kandidat unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern. Am Dienstagabend waren ausschließlich Weiße auf dem Podium. Die Demokraten hatten die Teilnahmebedingungen für die Debatten zuletzt verschärft. Kandidaten mussten bis vergangenen Freitag in Umfragen und beim Spendenaufkommen bestimmte Mindestwerte vorweisen. dpa/nd
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