Agrarminister fordern Budget für Green Deal

Landwirtschaft muss Schlüsselrolle bei der Klimapolitik einnehmen

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Die EU-Agrarminister*innen begrüßen mehrheitlich die Überlegungen der EU-Kommission zu einem »Green Deal«, betonen aber, zusätzliche Maßnahmen könne es nur mit einem entsprechenden Budget geben. Die Landwirtschaft müsse »eine Schlüsselrolle« beim Thema Klimawandel einnehmen, betonte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Montag bei dem Treffen in Brüssel. Sie forderte im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) ein Mindestbudget für Klimavorhaben und betonte erneut die Rolle neuer Züchtungstechnologien. Frankreis Agrarminister Didier Guillaume kritisierte, dass der Green Deal keine quantifizierten Ziele vorgebe und forderte für den ökologischen Umbau mehr Mittel für zusätzliche Umweltaufgaben über die Direktzahlungen.

Wochenmarkt statt Dumping global
Die Linksfraktion widmet sich in ihrem »Aktionsplan Klimagerechtigkeit« auch der Agrar- und Ernährungspolitik

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im Dezember ihren »Green Deal« vorgestellt, der Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen soll. In der Landwirtschaft ist unter anderem vorgesehen, den Einsatz von Pestiziden, Kunstdüngern und Antibiotika einzudämmen. Zugleich sieht der Vorschlag der EU-Kommission für eine Neuausrichtung der GAP weniger Mittel für die Landwirtschaft vor. »Wichtig wird sein, dass die Maßnahmen des Green Deal nicht eine lose Addition sind«, so Klöckner. Sie sollten mit der neuen GAP vernetzt werden. Klöckner betonte zudem, Umweltstandards müssten für alle gelten. Da der Vorschlag der EU-Kommission den Mitgliedstaaten mehr Autonomie bei der Verteilung der Gelder lässt, befürchten deutsche Landwirt*innen Wettbewerbsverzerrungen.

EU-weite Tierwohlinitiative debattiert

Die Agrarminister*innen haben zudem über eine EU-Tierwohlinitiative debattiert. Julia Klöckner hatte EU-weit verbindliche und verpflichtende Regelungen vorgeschlagen. Sie forderte ein »positives Siegel« wie bei Biolebensmitteln. Die Mehrheit ihrer Länderkolleg*innen kann sich eine Harmonisierung der Standards und eine Tierwohlkennzeichnung nur auf freiwilliger Bais vorstellen. Frankreichs Agrarminister Didier Guillaume sagte, Landwirte dürften nicht stigmatisiert werden. »Ich kenne keine Tierhalter, die ihre Tiere nicht lieben oder sie misshandeln.« In den Niederlanden und Dänemark gibt es bereits staatliche Tierwohllabel. Klöckner kündigte an, die Debatte während der deutschen Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte weiter voranzubringen.

Proteste in Oldenburg gegen Lebensmittelhandel

Am Rande des Treffens kommentierte Klöckner die Proteste gegen den Lebensmittelhändler Edeka. In der Nacht zu Montag hatten vor dem Edeka-Zentrallager nahe Oldenburg über 200 Bäuerinnen und Bauern mit ihren Traktoren die Zufahrt blockiert. Grund ist eine aktuelle Werbung des Händlers: »Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten«. Edeka hat die Plakate inzwischen entfernt und sprach von einem »Missverständnis«. Klöckner sagte, sie könne den Ärger verstehen. »Es ist wie David gegen Goliath, wenn Bauern mit dem Handel verhandeln. Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen.« Billigangebote für Lebensmittel im Handel werden kommenden Montag Thema eines Spitzentreffens im Kanzleramt sein.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!