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Coronavirus, neuester Auftritt
2019-nCoV dürfte weniger gefährlich als SARS sein - auch deutsche Einrichtungen warnen vor Panikmache
2019-nCoV (2019 neuartiges Coronavirus) bestimmt gerade die Schlagzeilen. Die Ansteckungszahlen in China steigen weiter. Auch aus anderen Ländern werden bestätigte Fälle gemeldet. Doch dort handelt es sich um Einzelfälle: Von den bis Montagmittag weltweit bestätigten rund 2800 Infektionen entfielen 2750 auf China.
Da erste Fälle jetzt auch aus Frankreich gemeldet wurden, wächst in Deutschland die Besorgnis, ob Behörden und Gesundheitssystem vorbereitet sind. Bislang wurde der Ball flach gehalten: Es habe gerade eine Übung genau für solche Fälle gegeben, hieß es etwa von der Berliner Charité und dem Flughafen Tegel. Hiesige Airports bereiten sich auf sogenannte Einreisefälle vor. Sollte an Bord eines Flugzeuges ein Verdachtsfall auftreten, darf die Maschine nur noch fünf Flugplätze in Deutschland ansteuern, nämlich Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin, wo Schutzkapazitäten vorgehalten werden müssen. So sehen es die Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gelobte Wachsamkeit.
Das Virus 2019-nCoV ist zwar neuartig, konnte aber bereits eingeordnet werden. Anfang Januar hatten Forscher herausgefunden, dass es eine mindestens 70-prozentige Ähnlichkeit mit den SARS-Coronaviren hat. SARS steht für das Schwere Akute Atemwegssyndrom. Ebenfalls von China ausgehend, verbreitete sich das Virus, das zunächst bei Fledermäusen aufgetreten und über Zibetkatzen auf den Menschen übertragen worden sein soll, innerhalb weniger Wochen weltweit und wurde so zur Pandemie. Es forderte insgesamt 774 Menschenleben. Nach etwa einem halben Jahr galt SARS als besiegt. Die Ereignisse wurden von einem starken Medienecho begleitet und zur ersten Pandemie des 21. Jahrhun-derts erklärt, da sie sich in der vernetzten Welt sehr schnell ausbreitete.
Im Jahr 2012 tauchte dann im Mittleren Osten ein neues gefährliches Coronavirus auf: Bei MERS waren laut WHO bis Anfang 2020 insgesamt 2494 Erkrankungen bekannt, von denen 858 tödlich verliefen. Das Virus soll von Dromedaren auf den Menschen übertragen worden sein, Ansteckungen von Mensch zu Mensch waren selten.
In Wuhan ruht der Straßenverkehr
Chinas Behörden versuchen, eine Ausbreitung der Epidemie in die Metropolen zu verhindern. Große wirtschaftliche Schäden sind bereits absehbar
Bei 2019-nCoV wird erneut der Ursprung bei Fledermäusen vermutet. Der Übertragungsweg zum Menschen ist unklar. Als gesichert gilt jedoch der Ausgangspunkt: ein Tiermarkt in der zentralchinesischen Millionenstadt Wuhan, auf dem Meeresfrüchte, aber auch Wildtiere wie Füchse, Krokodile, Schlangen und Pfaue verkauft wurden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind möglich.
Das neuartige Coronavirus ist nach Einschätzung von Seuchenexperten nicht so gefährlich wie SARS und MERS. Die beiden schon länger bekannten Erreger hatten dazu geführt, dass Coronaviren unter besonderer Beobachtung stehen. Ergebnis: Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit wurde der Sprung eines neuartigen Erregers von einem noch unbekannten Tier auf den Menschen so schnell entdeckt wie jetzt, das Virus komplett entschlüsselt, in Zellkultur vermehrt und das verfügbare Wissen in Form wissenschaftlicher Publikationen aller Welt so rasch zur Verfügung gestellt.
SARS-CoV gehört wie der Neuling aus Wuhan zu den Beta-Coronaviren, die genetisch sehr variabel sind. Sie können (wie viele andere Viren auch) die Grenzen von Arten überschreiten, lösen bei diesen aber auch unterschiedliche Krankheiten aus. Dem tierischen Wirt schaden die Viren hingegen nicht. Im aktuellen Fall ruft es erst beim Menschen eine Entzündung der Atemwege hervor. Zum echten Problem wurde 2019-nCoV aber erst dadurch, dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Die Inkubationszeit ist mit bis zu 14 Tagen relativ lang. In dieser Zeit zeigen die Infizierten noch keine Symptome, sie können aber andere Menschen anstecken. Wie die Behörden in China einräumten, ist - wie seinerzeit bei SARS - auch medizinisches Personal bereits betroffen.
Zu den Symptomen der neuartigen Lungenkrankheit gehören Fieber, Husten, Atembeschwerden und Kurzatmigkeit. In schweren Fällen, häufig bei vorgeschädigten Patienten mit ohnehin schwachem Immunsystem, kann die Infektion zu einer Lungenentzündung, zu akutem Lungen- und Nierenversagen führen. Insgesamt scheint der klinische Verlauf der Erkrankungen deutlich milder zu sein als bei SARS. Bisher gibt es hingegen weder einen Impfstoff noch eine spezifische Therapie. Das heißt, es können nur die Symptome gelindert werden. Immerhin ist seit knapp zwei Wochen ein standardisierter Test verfügbar, bei dem Rachenspülwasser oder der Auswurf beim Husten untersucht wird.
Die Hygiene- und Verhaltensregeln ähneln denen, die wir hierzulande für die Grippesaison kennen: Enger Kontakt zu Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen sollte vermieden werden. Ansonsten wird geraten, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Für die betroffene Region in China gilt zudem, einen engen Kontakt zu lebenden oder toten Nutz- und Wildtieren zu vermeiden.
Vor Panikmache warnen Fachleute unter anderem vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI). Die Krankheitslast der Grippe (Influenza) sei hierzulande - zumindest bislang - deutlich schwerer. 2017/18 waren in der schlimmsten Grippesaison seit Jahrzehnten in Deutschland etwa 25 000 Menschen daran gestorben. In diesem Jahr wurden dem RKI schon 4439 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt - seit Anfang Oktober 2019, dem Beginn der neuen Saison, starben 32 Menschen am Influenzavirus.
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