Der lange Weg des Goldes

Edelmetalle sind keine besonders sichere Geldanlage

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Die heute legendäre Niederländische Ostindien-Kompanie verdankt ihren wirtschaftlichen Erfolg unter anderem dem Handel mit Gold. 1602 hatten Kaufleute in Amsterdam die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) gegründet. Sie wurde zu den profitabelsten kolonialen Unternehmungen, mit denen die europäischen Mächte nach und nach die Welt überzogen. Die maritime Zentrale von VOC lag in Batavia, der heutigen indonesischen Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java.

Ihren ursprünglichen Reichtum erzielte die Kompanie zwar mit dem Handel von Gewürzen, aber der Handel mit Gold brachte ihr weiteren »Mehrwert«. In Java, China und Südostasien war Gold vergleichsweise billig - Silber aber besonders teuer. Dagegen war im fernen Europa, in dem es allein im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Hunderte von Silberminen gab, Silber preiswert - das importierte, knappe Gold aber unsagbar teuer.

Die Manager der niederländischen Handelskompanie nutzten dieses Preisgefälle für ihre profitablen »Arbitrage«-Geschäfte. Arbitrage bedeutet die Ausnutzung von Kurs-, Zins- oder eben Preisunterschieden an verschiedenen Orten. Dabei kassierte die VOC gleich doppelt: In Europa kauften sie billig Silber ein und verkauften es teuer in Asien - dort erwarben sie preiswert Gold und verkauften das gelbe Edelmetall teuer in Europa. Ein lukrativer Ringtausch.

Ähnlich funktioniert der globale Handel mit Gold noch immer. Das Beispiel der VOC zeigt aber vor allem, dass der »Wert« (der Preis) von Gold nicht immer und überall gleich ist: Heute noch kann Gold weit kostbarer als Silber und andere Edelmetalle sein, morgen schon weit weniger.

Was bestimmt den »Wert« von Gold?

Im Kern hängt der Preis von Rohstoffen, nichts anderes ist ja Gold, von Angebot und Nachfrage ab. Werden beispielsweise neue Lagerstätten in Afrika erschlossen, wird dies den Weltmarktpreis drücken. Schließen Minen, was aktuell eher geschieht, steigt der Preis im Trend. Auch die Nachfrage ist nicht stabil. Kurzfristige Schwankungen entstehen durch hohe Festtage und die Hochzeitssaison.

In vielen (ärmeren) Ländern ist es üblich, Gold als Altersvorsorge zu verschenken. So sind traditionell die letzten zwei Monate eines Jahres mit starken Käufen in Indien verbunden. Was den Weltmarkt beeinflusst, da Indien nach China das zweitgrößte Goldkäuferland ist.

Dahinter wirkt ein langfristiger Trend: Die meisten Goldkäufer sitzen heute nicht mehr in Nordamerika oder Europa, sondern in Asien. Seit den 1970er Jahren hat eine »dramatische« Verschiebung von West nach Ost stattgefunden, heißt es im Bericht des World Gold Council.

Eine große Rolle spielen auch die Notenbanken. Bundesbank, US-amerikanische Fed oder die südafrikanische Zentralbank horten immense Goldschätze. Abhängig von der jeweiligen Geldpolitik kaufen oder verkaufen sie in erheblichem Umfange. Fachleute erwarten, dass sie einen überbordenden Goldpreis in den kommenden Jahren durch Verkäufe einhegen würden. Um so die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern.

Zurückhaltung ist angeraten

Alles das sollten Sie bedenken, wenn Sie über eine Geldanlage in Gold nachdenken. Unsicherheit wird auch in zehn oder fünfzig Jahren ein treuer Wegbegleiter aller Sparer sein. Daher sollte das Ersparte breit gestreut werden, und Gold höchstens eine kleine Beimischung sein.

Auch aus einem weiteren Grund rate ich zu Zurückhaltung. Die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran sind auf einem vorläufigen Tiefpunkt angelangt. Ein Krieg scheint möglich.

Die Folge: An den Finanzmärkten gab es einen geordneten Rückzug. Im Gegenzug ist Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung gefragt. Bei der Investmentbank Goldman Sachs schwört man: »Gold ist eine bessere Absicherung gegen solche geopolitischen Risiken als Öl.« Goldman-Analyst Jeffrey Currie verweist auf die Abwertung des US-Dollars, die häufig mit geopolitischen Konflikten einhergehe - und den Goldpreis dann beflügle.

Doch dies ist für Anleger in Euroland keine gute Nachricht! Denn Gold wird in Dollar berechnet - sie zahlen aber in Euro. Anleger tragen also ein erhebliches Wechselkursrisiko! Wie ehedem die Niederländische Ostindien-Kompanie, die Silber gegen Gold eintauschte - und am Ende unterging. Ob als Geldanlage oder Münz-Abo, das scheinbar so sichere Edelmetall weckt vielerlei Begehrlichkeiten und steckt doch voller Risiken.

Mein Tipp: Bekannte Münzen, die offizielles Zahlungsmittel sind, wie beispielsweise der südafrikanische Krügerrand oder der Wiener Philharmoniker, eignen sich als Geschenk etwa bei Hochzeiten. Sie gelten zudem als ziemlich fälschungssicher. Es sind aber letztlich reine Liebhaberstücke. Als Geldanlage sind eher Barren geeignet. Auch deren Kurs schwankt allerdings erheblich.

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