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  • FC Bayern und RB Leipzig

Das Top-Torjäger-Spiel

Der Ligagipfel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig steht auch im Zeichen der beiden Stürmer Robert Lewandowski und Timo Werner.

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.

Ein paar Mysterien werden auch am Sonntag noch nicht entschlüsselt sein. Etwa die Frage nach den Ursachen für diese merkwürdige Schlussphase des FC Bayern im Pokalachtelfinale gegen Hoffenheim vom Mittwoch, als aus einem 4:1-Vorsprung ein 4:3 wurde und die Münchner sogar von Glück sagen konnten, dass am Ende nichts Schlimmes mehr passiert war. Lag der markante Spannungsabfall einfach am Gefühl des sicheren Sieges? Oder an der hohen Intensität der ersten Stunde, die so nicht zu konservieren war? Lag es daran, dass sogar die Hochleistungskicker des FC Bayern nicht durchgehend im roten Bereich sprinten und pressen können, sondern zwischendurch besser auch mal das Tempo auf aktive Erholung runterfahren? Dass sie also sogenannter Rhythmuswechsel bedürfen, allerdings kontrollierter als gegen Hoffenheim? Oder waren die Wechsel entscheidend, die darauf hingedeutet haben könnten, dass der Kader erstens recht schmal konstruiert ist und zweitens mit erheblichen Qualitätseinbußen, wenn die Nummern 15, 16 und 17 hereinkommen?

Einigermaßen gesicherte Antworten auf derartige Fragen werden wohl erst am Saisonende gefunden werden, wenn die Ziele erreicht oder verpasst worden sind. Ein paar weitere Hinweise aber könnte schon der Ligagipfel gegen RB Leipzig an diesem Sonntag liefern, in dem sich Trainer Hansi Flick eher nicht noch einmal den Luxus erlauben dürfte, Robert Lewandowski und Thomas Müller gleichzeitig auszuwechseln. Zumal es ja durchaus sein könnte, dass ihre Torinstinkte auch in der Schlussphase noch gebraucht werden, um dem Torinstinkt des Leipziger Angreifers Timo Werner notfalls noch etwas entgegensetzen zu können.

Besonders im Zeichen von Bayerns Stürmer Lewandowski (22 Ligatore) und Leipzigs Stürmer Werner (20) steht der Vergleich zwischen dem Tabellenersten und -zweiten der Bundesliga. Wie ihre Mannschaften belegen in dieser Reihenfolge auch der 31-jährige Lewandowski und der 23-jährige Werner die Plätze eins und zwei der Torschützenliste. Wenn man so will, könnte das etwas abgedroschene und vor allem werbewirksame Etikett »Topspiel« für derartige Verabredungen nun erweitert werden zum »Top-Torjäger-Spiel«. Und zumindest der Münchner Angreifer könnte dabei für eine neue Interpretation jener alten Sportweisheit sorgen, wonach die Offensive Spiele gewinnt und die Defensive Meisterschaften. Denn sollte Lewandowski zum Sieg der Bayern treffen, würden sie ihren Vorsprung auf Leipzig ja auf vier Punkte ausbauen sowie die beiden Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach mindestens auf drei Zähler Distanz halten.

Ein Sieg wäre auf dem Weg zum angestrebten achten Ligatitel in Serie vielleicht schon so etwas wie eine kleine Vorentscheidung, auch wenn sich in München und Leipzig alle die größte Mühe geben, ihrem Treffen den Endspielcharakter abzusprechen, jedenfalls fast alle. »Wenn die Bayern erst mal vorn sind, lassen sie sich das nicht mehr nehmen«, sagte Werner bereits zu Wochenbeginn im Magazin »Kicker« und trauerte den jüngsten Punktverlusten des Herbstmeisters Leipzig nach. Zuletzt handelte sich die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann eine Niederlage in Frankfurt und ein Remis gegen Gladbach ein, ehe sie am Dienstag im Pokal ausschied, erneut in Frankfurt. In allen drei Spielen traf Werner nicht, anders als Lewandowski, der in seinen vier Spielen im Jahr 2020 schon wieder fünf Tore angehäuft hat.

Insgesamt kommt der Pole in dieser Saison wettbewerbsübergreifend auf sagenhafte 35 Tore (drei Vorlagen) in 29 Spielen. Werner bringt es auf 25 Tore (zehn) bei der gleichen Anzahl von Einsätzen, »nur« zwei Treffer gelangen ihm nach der Winterpause. Dennoch findet Joshua Kimmich, der ehemalige Leipziger in Diensten des FC Bayern, dass Werners Gesamtbilanz höher einzuschätzen sei als Lewandowskis. »Bei Leipzig ist das schon noch mal eine andere Hausnummer als bei Bayern, so viele Tore zu erzielen«, sagte der defensive Mittelfeldspieler.

Beide bewegen sich auf Rekordkurs und haben in 20 Ligaspielen mehr Tore erzielt als Gerd Müller, der es 1971/72 auf die historische Bestmarke von insgesamt 40 Treffern brachte. Nach 20 Spielen stand der ehemalige Bayern-Stürmer bei 18 Toren, also zwei weniger als derzeit Werner und sogar vier weniger als Lewandowski. Vor allem wegen ihres Topstürmers hatten sich die Münchner im Sommer auch gegen eine vergleichsweise kostengünstige Verpflichtung Werners entschieden. Garniert von der wenig schmeichelhaften Einschätzung des Sportdirektors Hasan Salihamidzic, wonach Werner zu viel Raum benötige, den er beim FC Bayern gegen die oft tiefstehenden Gegner nicht bekommen würde. »Ich lag nicht mit offenen Augen im Bett und habe über diese Einschätzung gegrübelt«, sagte Werner dazu. Er findet, dass ihm da etwas »angedichtet« werde, zumal auch gegen Leipzig viele Gegner hintendrin stünden.

Einen engen Raum muss Werner nun in München kaum fürchten gegen Bayerns sehr hochstehende Defensive. Sondern wohl eher, dass Lewandowski wieder gegen Leipzig trifft. Wie schon beim 1:1 im Hinspiel zum insgesamt siebten Mal in acht Spielen gegen RB, während es Werner in elf Einsätzen gegen die Bayern auf überschaubare drei Tore brachte. Möglich also, dass die Offensive das Spiel entscheidet - und damit vielleicht auch schon ein bisschen die Meisterschaft.

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