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»Dieses System tötet«
Mit dem Aktionsmonat »Feministischer Aufstand« steuert die Frauenbewegung auf den 8. März zu
Es besteht kein Zweifel: »Dieses System tötet.« Am Wochenende wurden in Andalusien und in Galicien erneut zwei Frauen getötet. Allein 2020 sind damit schon zehn Frauen von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern in Spanien ermordet worden. Seit 2003 sind es auch nach offiziellen Angaben mehr als 1000 Femizide.
»Dieses System tötet« war unter anderem auf Plakaten am Samstag in Madrid zu lesen. Mit einer Menschenkette wurde vor dem Internationalen Frauentag am 8. März in der spanischen Hauptstadt ein Aktionsmonat eingeläutet. Über etwa sieben Kilometer zog sich die Frauenkette vom Verwaltungsviertel Embajadores auch über die Museumsmeile Paseo del Prado, am Königspalast vorbei, über die Oper über den zentralen Platz Puerta del Sol, um wieder im Verwaltungsviertel zu enden. Der Verkehr im Zentrum war zeitweise praktisch lahmgelegt. Es war der Auftakt für den Aktionsmonat »feministischer Aufstand«, wie die vier Wochen vor dem großen Frauenstreiktag am 8. März von den Organisatorinnen benannt wurden. Nach deren Angaben haben sich gut 8000 Frauen an der Menschenkette beteiligt, während die Polizei von 5000 spricht.
Der Forderungskatalog geht allerdings weit über Frauenthemen hinaus. Ein Zusammenhang zur Zerstörung der Erde und der Klimakatastrophe wird genauso hergestellt wie gegen Rassismus und verstärkte rechtsextreme Tendenzen protestiert wird. Die Gentrifizierung der Stadtteile fließt genauso ein wie steigende unbezahlbare Mieten oder Forderungen nach einer würdigen Rente und selbstverständlich die Frage nach Gleichstellung im Arbeitsleben. Frauen verdienen weiter weniger als Männer. Ein Blick auf Statistiken zeigt, dass Frauen in Spanien zudem mit 15,4 Prozent überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen sind, besonders junge Frauen. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent. Junge Frauen leiden besonders unter der ausufernden befristeten Beschäftigung. 90 Prozent aller Verträge werden schon befristet geschlossen, ein Drittel für nicht einmal eine Woche.
Frauenstreik in Mexiko am 9. März
Zum Frauentag werden massive Demonstrationen und ein Streik erwartet
So war erneut in Madrid wieder zu beobachten, dass sich auffällig viele junge Frauen am Protest beteiligt haben. Die Sprecherin der 8.-März-Kommission Chelo Hernández wies deshalb darauf hin, dass die Abschnitte der Kette nach verschiedenen Themen inhaltlich strukturiert waren. Sie sieht in Madrid eine deutliche gestärkte Frauenbewegung. »Die Streiks in den vergangenen beiden Jahren haben einen brutalen Schub zur Stärkung in den Stadtteilen und Dörfern gebracht.«
Jetzt komme man an Frauen heran, zu denen die Bewegung früher wenig oder keinen Kontakt hatte. »Es haben sich viele Organisationen gebildet, weil es gemeinsame Kämpfe gibt, obwohl jeder Ort seine spezifischen Probleme hat«, fügt Hernández an. Nur die, die dort leben, könnten sie aufzeigen und dagegen kämpfen. Besonders wenden sich die Frauen auch gegen die offen faschistoid und frauenfeindlich auftretende VOX-Partei. Sie ist inzwischen drittstärkste Kraft im spanischen Parlament.
Dass VOX im Madrider Regionalparlament die Koalition aus der rechten Volkspartei (PP) und der nationalneoliberalen Ciudadanos (Cs) stützt, wie auch in Murcia und Andalusien, sorge in Spanien für keinen Aufschrei, was viele Frauen wie die Baskin Arantxa Irraola empört. »Der Unterschied zu Deutschland ist klar«, erklärt sie dem »nd«. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete es mit Hinblick auf Thüringen als »unverzeihlich«, mit Ultrarechten gemeinsame Sache zu machen. Eine solche klare Abgrenzung sei bei der PP und Cs undenkbar. Irraola verweist auf die starke Frauenbewegung, die sich den Rechtsextremen entgegenstellen müsse. Im Baskenland haben sie sich kürzlich auch am Generalstreik beteiligt, mit dem die baskischen Gewerkschaften die Forderungen der Rentner nach einer würdigen Rente von 1080 Euro unterstützt haben. »Das war unsere Generalprobe«, erklärt die junge Aktivistin. »Da der sehr gut gelaufen ist, gehen wir von einem noch stärkeren Streik als in den beiden vergangenen Jahren aus.«
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