• Politik
  • 75. Jahrestag der Luftangriffe

Dresdner schicken Nazis ins Abseits

Blockaden versperren Innenstadt für rechten Aufmarsch / 2500 Gegendemonstranten in der Elbstadt

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Ansage war unmissverständlich. »Wir machen diese Stadt dicht!«, schallte es von einem Lautsprecherwagen. Unter dessen Frontscheibe hing zudem ein pinkfarbenes Transparent: »Block Dresden – Nazis stoppen«, hieß es darauf. Der Wagen rollte inmitten eines Demonstrationszuges, der am frühen Samstagnachmittag den Platz vor dem Dresdner Rathaus erreicht hatte – und dessen Teilnehmer zusammen mit rund 2500 Mitstreitern die Vorgabe in den folgenden Stunden umsetzten: Sie verhinderten mittels mehrerer Blockaden, dass ein Aufmarsch von rund 1500 Neonazis in die Dresdner Innenstadt gelangen konnte.

Die Rechtsextremen hatten anlässlich des 75. Jahrestages der alliierten Luftangriffe auf Dresden ab dem 13. Februar 1945 zu einem so genannten Trauermarsch aufgerufen. Mit solchen Aufmärschen suchen sie bereits seit den späten 1990er Jahren das Dresdner Gedenken zu instrumentalisieren und deutsche Kriegsverbrechen zu relativieren. So wurde auf einem Plakat im diesjährigen Aufzug die Befreiung durch die Alliierten als »Holocaust am deutschen Volk« bezeichnet.

Dresden gilt in rechten Kreisen, wie es auf einem anderen Transparent hieß, als »Märtyrerstadt«. Zeitweise war der Aufmarsch in der sächsischen Landeshauptstadt mit bis zu 8000 Teilnehmern das europaweit wichtigste Ereignis der Szene, bis massive Gegenproteste und Blockaden dem vor gut einem Jahrzehnt Einhalt geboten. Vor dem Hintergrund des erstarkenden Rechtspopulismus hatten die Nazis allerdings zuletzt wieder Aufwind verspürt. Voriges Jahr waren knapp 1000 Teilnehmer durch Dresdens Zentrum gezogen. Für den jetzigen 75. Jahrestag hatten nicht wenige Beobachter mit einer noch weitaus stärkeren Mobilisierung gerechnet.

Die blieb allerdings weitgehend aus. Zwar waren Nazis nicht nur aus benachbarten Bundesländern sowie aus Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen angereist, sondern, wie Fahnen anzeigten, auch aus Ungarn, Tschechien und Schweden. Nach Zählung des Antifa-Rechercheteams Dresden lag die Zahl aber trotzdem nicht höher als 1500. Diese dürften zudem einen eher frustrierenden Nachmittag in Dresden verbracht haben. Ihr Aufmarsch führte nicht in das Stadtzentrum, sondern über eine Ausfallstraße und einige Nebenstraßen in Richtung Hauptbahnhof, wo er nach wenig mehr als zwei Kilometern und einer guten Stunde endete.

Verantwortlich dafür waren zahlreiche größere und kleinere Blockaden der Gegendemonstranten. Diese waren dem Aufruf eines »Aktionsbündnisses 13. Februar« gefolgt, dem neben der seit Jahren rund um den 13. Februar aktiven Initiative »Dresden nazifrei« zahlreiche weitere antifaschistische, feministische und linke Gruppierungen angehören. Unterstützung gab es zudem aus Leipzig und Chemnitz. Erklärtes Ziel war es, einen Naziaufmarsch in der Innenstadt zu verhindern, ausdrücklich auch unter Anwendung von zivilem Ungehorsam und Blockaden.

Das gelang den Demonstranten, deren Zahl auf rund 2500 geschätzt wurde. Noch bevor die Nazis sich in Bewegung gesetzt hatten, waren zwei mögliche Routen ins Stadtzentrum versperrt. Die Polizei, die Hunderte Beamte aus mehreren Bundesländern im Einsatz hatte, lenkte den rechten Aufmarsch daraufhin auf eine alternative und deutlich weniger attraktive Route. Auch dort kam es zu kleineren Blockaden sowie zu permanentem Protest in Sicht- und Hörweite. Die Polizei agierte stellenweise gereizt; berichtet wurde auch, dass Angehörige der Reiterstaffel in eine Sitzblockade geritten seien. Insgesamt kam es aber nicht zu größeren Auseinandersetzungen.

Unterstützer der Proteste sprachen deshalb von einer gelungenen Aktion. »Das war wohl heute erfolgreich in Dresden«, schrieb der Sächsische Flüchtlingsrat auf Twitter. Das Kulturbüro Sachsen erklärte, wegen der Proteste von 2500 Menschen und »mutiger Blockaden« hätten die Nazis bereits nach einer Stunde und einer »unattraktiven Strecke« ihre Abschlusskundgebung abhalten müssen. Und nach Ansicht von Marco Böhme, Leipziger Abgeordneter der Linken im sächsischen Landtag, habe Dresden »bewiesen, dass es Nazis satt hat und die Menschen sich wehren«.

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