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Hummel, Hummel! Scholz, Scholz!

Andreas Koristka feiert das größte Talent, das die deutsche Sozialdemokratie zu bieten hat

Hamburg hat gewählt und die SPD hat so wenig Stimmen verloren wie lange nicht mehr! Das liegt nicht nur daran, dass in der Hansestadt spätestens seit Helmut Schmidt die Uhren und Herzschrittmacher anders ticken. Es ist auch ein schöner und ganz persönlicher Erfolg für Olaf Scholz. Viele hätten es dem früheren Hamburger Bürgermeister nämlich nicht zugetraut, dass nach seinem Abgang die örtliche SPD jemals wieder eine Wahl gewinnen könnte, ja nicht einmal, dass in Hamburg nach Scholz’ Abgang jemals wieder etwas existieren könnte, was sich selbst offen »sozialdemokratisch« nennt. Niemand hätte damals auch nur einen Bismarckhering auf die Partei gegeben!

Ganz im Gegenteil: Als Olaf Scholz die Stadt 2018 gemäß dem Motto »Nach mir die Sturmflut« verließ, um die SPD als Finanzminister weiter in Richtung der Schwarzen Null in den Umfragen zu treiben, gab es viele Zweifler. Auch innerhalb der Partei! Kann jemand, dessen größte Stärke in der Vergangenheit darin bestand, dass er nie ohne akkurat polierte Halbglatze in der Öffentlichkeit auftauchte, die SPD zu neuen Höhen führen? Bestärkt wurden seine Kritiker, als Scholz die interne Wahl um den Parteivorsitz gegen zugegebenermaßen namhafte Gegner wie Saskia Esken und Norbert Walter-Bordings verlor.

Doch jetzt ist der Meister der Sachlichkeit wieder da! Es ist ein fulminantes Comeback. Die Nach-Scholz-SPD stellt den Hamburger Bürgermeister, obwohl Olaf Scholz noch lebt! Nach einer geheimen, freien und gleichen Wahl! Ein schier unfassbarer Erfolg! Der amtierende Bundesfinanzminister, Vizekanzler und hanseatische Teppichflusenkämmer sollte jetzt sofort handeln und sich als Kanzlerkandidat ausrufen lassen. Alles andere wäre unlogisch.

Er sollte mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstockeinsatz gegen die linksextremistischen Kräfte vorgehen, die die SPD-Parteizentrale derzeit besetzt halten. Er sollte die rote Bande um den kleinen Kühnikev aus Berlin jagen, bevor diese Autos anzündet. Er muss jetzt Sympathieträger wie Wolfgang Clement, Sigmar Gabriel und Carsten Maschmeyer für die Sozialdemokratie zurückgewinnen. Denn so jemanden wie Scholz, der die Kraft hat, mit einer moderaten Politik der eingeschlafenen Hand die Missstände in Deutschland anzupacken wie die Ablage, die man in einen Leitz-Ordner einheften möchte, den brauchen wir jetzt in diesen schwierigen Zeiten von Corona, dem Erstarken der AfD und dem Generationenwechsel in der Fußballnationalmannschaft!

Olaf Scholz ist ein Ausnahmepolitiker. Im täglichen Ringen mit dem Koalitionspartner hat er im Kabinett seine Kräfte gestärkt. Es ist nicht übertrieben, von Superkräften zu sprechen. Scholz weiß schon Wochen vorher, was Angela Merkel politisch unternehmen wird (nichts) und kann darauf perfekt reagieren. Er nennt diese Gabe seinen »Sozensinn«. Aber er kann noch mehr. Wenn er sich so richtig über den Koalitionspartner ärgert, dann schwillt sein Hals an, er wird am ganzen Körper grün und zieht sich beleidigt in eine Ecke zurück, um zu schmollen. Diese Fähigkeiten machen ihn für die Union zu einem unangenehmen Gegner. Ja, vielleicht zu dem unangenehmsten Gegner seit dem Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier.

Olaf Scholz ist auch deshalb so gefürchtet, weil man ihn so schwer ausrechnen kann wie einen ausgeglichenen Bundeshaushalt. Der Mann sieht harmlos aus, aber er kann noch viel harmlosere Politik machen. Einen Mietendeckel wird es mit ihm nicht geben. Enteignungen auch nicht. Und erst recht nicht die Umwandlung Deutschlands in eine kommunistische Diktatur nach dem Vorbild des real existierenden Landes Berlin! Gegen diese harmlose Kante wird nicht einmal Friedrich Merz anstinken können. Deshalb wird die SPD mit Olaf Scholz so stark werden, dass sie mit einem viel größeren Selbstvertrauen in die nächste Große Koalition eintreten kann.

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