Elisabeth Hartnagel ist verstorben

Einen Tag nach ihrem 100. Geburtstag verstarb die Schwester von Hans und Sophie Scholl in München

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München. Die Stadt München trauert um Elisabeth Hartnagel, die Schwester von Hans und Sophie Scholl aus der Widerstandsgruppe die Weiße Rose. Mit ihrem Tod schließe sich das Fenster, durch welches sie uns als Zeitzeugin auf die historischen Ereignisse blicken ließ, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag. »Die Verantwortung, die Erinnerung an die Geschehnisse wachzuhalten, geht nun auf uns später Geborene über.« Hartnagel war bereits am vergangenen Freitag - einen Tag nach ihrem 100. Geburtstag - gestorben.

Hartnagel wurde am 27. Februar 1920 in Forchtenberg am Kocher geboren, heute in Baden-Württemberg. Ihre Geschwister Hans und Sophie waren Mitglieder der Weißen Rose in München und wandten sich ab 1942 mit Flugblättern gegen das nationalsozialistische Terrorregime. Am 18. Februar 1943 wurden sie jedoch von der Gestapo dabei erwischt, wie sie im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München ihre Schriften verteilten. Die Geschwister und andere Mitglieder der Gruppe wurden festgenommen.

Sieben Menschen wurden von den Nazis zum Tode verurteilt und hingerichtet, neben den Geschwistern Scholl auch Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber sowie später noch Hans Leipelt. Vom Widerstand ihrer Geschwister wusste Hartnagel nach Auskunft der Weiße Rose Stiftung lange nichts.

Von der Hinrichtung der beiden habe sie erst aus der Zeitung erfahren. »Ich habe mir damals einfach gewünscht, ich sei verrückt, ich würde mir das alles einbilden, es würde bestimmt nicht wahr sein«, beschrieb sie später diesen Moment. Auch sie selbst und ihre Familie wurden anschließend verhaftet. Nach ihrer Freilassung hatte Elisabeth viel Kontakt zu Fritz Hartnagel, dem Verlobten ihrer jüngeren Schwester Sophie.

Durch das gemeinsame Schicksal und die Trauer habe sich erst eine tiefe Freundschaft entwickelt, später dann Liebe, schreibt die Weiße Rose Stiftung. Oberbürgermeister Reiter würdigte das Engagement von Elisabeth Hartnagel und ihrem Ehemann, der auch schon verstorben ist: Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sie sich gemeinsam dafür eingesetzt, die Erinnerung an die ermordeten Widerstandskämpfer wachzuhalten. Ihr politisches Engagement habe sich auch gegen die Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik und gegen die Wiederaufrüstung des Westens gerichtet. dpa/nd

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