Lehrstück in Sachen Doppelmoral

Christian Klemm hat eine neue Kampagne gegen die Linke ausgemacht

Der Linken wird ständig ihre Vergangenheit um die Ohren gehauen, Stichworte »Mauerschützenpartei« oder »SED-Erben«. Die politischen Gegner haben jetzt neue Nahrung für diese Art von »Kritik« bekommen: Am Dienstag ist ein Video von der Linken-Strategiekonferenz am Wochenende in Kassel aufgetaucht, in dem ein Parteimitglied in wahrscheinlich ironischer Art und Weise von Revolution und der Erschießung reicher Menschen redet. Wenig souverän erklärte der Parteivorsitzende Bernd Riexinger nach diesem Beitrag, in dem es eigentlich um die Energiewende ging: »Wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.« Dass »Bild« daraufhin Riexingers Kopf gefordert hat, war zu erwarten.

Abgesehen davon, dass die Linkspartei mit revolutionärer Gewalt nichts am Hut hat, kann die Erschießung von Menschen niemals Mittel der Politik sein. Und dennoch ist die neue Kampagne gegen Riexinger und Genossen ein Lehrstück in Sachen Doppelmoral. Sind diejenigen, die sich aktuell über das Kasseler Video aufregen, nicht die Gleichen, die das europäische Grenzregime verteidigen? An den EU-Außengrenzen wird zur Zeit tatsächlich geschossen – und zwar nicht auf reiche Pfeffersäcke, sondern auf arme Flüchtlinge und ihre Kinder. Das müsste Konsequenzen haben – und nicht ein missratener Witz auf einer Linkspartei-Veranstaltung.

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