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Der frühere »nd«-Chefredakteur bearbeitet Rot-Rot-Grün in Zukunft nicht mehr journalistisch, sondern gestaltet mit
Freunde wussten es seit ein paar Tagen, am Donnerstag machte er es öffentlich: Tom Strohschneider wird, wie er auf Twitter mitteilte, künftig für die Thüringer Linksfraktion arbeiten. Seine Themen: Kommunikation und Strategie.
Damit führt er auf andere Weise fort, was er schon zeit seines Berufslebens tut. Strohschneider, Jahrgang 1974, ist ein weithin anerkannter Journalist. Anfang dieses Jahrtausends tat er nach Soziologie- und Geschichtsstudium die ersten journalistischen Schritte beim »neuen deutschland« - als Praktikant, Volontär, Redakteur. Zwischendurch gehörte er zu den Redaktionen der »Tageszeitung« und des Wochenblatts »Freitag« und arbeitete damit schreibend jenes Spektrum ab, das ihn in den nächsten Jahren beschäftigen dürfte: Rot-Rot-Grün. Er wird nun, wie er es als Journalist wohl formuliert hätte, die politische Grammatik eines alternativen Projekts ganz praktisch durchdeklinieren - Fall für Fall, und vielleicht auch mal den Notfall.
Mit seinen Texten hat Tom Strohschneider weit über einen engen linken Zirkel hinaus auf sich aufmerksam gemacht. Er beackerte - gerade in seinen intensiven, energiegeladenen Jahren als nd-Chefredakteur von 2012 bis 2017 - immer wieder das Feld der Mitte-links-Perspektiven, setzte sich dezidiert für rot-rot-grüne Annäherung ein, plädierte in vielen journalistischen und publizistischen Veröffentlichungen für Brückenschläge in diesem Milieu. Dass auf so jemand die politischen Personalscouts aufmerksam werden, ist kein Wunder.
Was fehlen wird, sind seine schnellen, klugen, oft präzisen, manchmal ausufernden politischen Analysen, auch nachlesbar in mehreren Jahrgängen der monatlichen Wirtschaftszeitung »Oxi«. Der Fall Thüringen als Labor für Rot-Rot-Grün hat ihn schon vor fünf Jahren gereizt, als R2G ernsthaft zur Debatte stand und dann Wirklichkeit wurde. Dieser Tage schrieb er im »Freitag« über das Machtspiel der AfD, den Dammbruch von Erfurt, das politische Vorher und Nachher. Auch für Strohschneider selbst ist Thüringen nun die Schwelle zwischen einem Vorher und einem Nachher.
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