Kuba bringt die Erlösung

Kreuzfahrtschiff mit an Corona erkrankten Passagieren darf auf der Insel anlegen

  • Andreas Knobloch, Havanna
  • Lesedauer: 3 Min.

Die MS Braemar war seit Ende Februar in der Karibik unterwegs. An Bord der MS Braemar befinden sich mehrere Passagiere, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Zuvor war das Schiff der britischen Kreuzfahrtschiffgesellschaft Fred Olsen in mehreren Ländern abgewiesen worden und hatte zuletzt mehrere Tage vor den Bahamas geankert.

»Angesichts der Dringlichkeit der Situation und der Gefahr für das Leben kranker Menschen hat die kubanische Regierung beschlossen, das Andocken dieses Schiffes zuzulassen, und wird die Hygienemaßnahmen ergreifen, um alle Bürger an Bord gemäß den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem kubanischen Gesundheitsministerium festgelegten Protokollen aufzunehmen«, hieß es in einer Erklärung des kubanischen Außenministeriums am Montag. Am Dienstag legte das Schiff dann im Hafen Mariel an. Mit vier Charterflügen sollen die Passagiere dann am Mittwoch direkt ausgeflogen werden.

Am 8. März erreichte das Kreuzfahrtschiff das kolumbianische Cartagena, wo eine US-Amerikanerin von Bord ging, bei der dann eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt wurde. Nach dem Ablegen wurden fünf Corona-Fälle an Bord bekannt. Curaçao und Barbados verweigerten dem Schiff daraufhin das Einlaufen. Cartagena und Barranquilla in Kolumbien wiesen die MS Braemar ebenfalls ab. Am Freitag kam dann auch das »Nein« der Bahamas für das unter bahamaischer Flagge fahrende Schiff.

»Diese Entscheidung basiert auf Überlegungen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit des bahamaischen Volkes und der Bewohner der Bahamas«, rechtfertigte die Regierung in Nassau den Schritt.

Daraufhin bat die Regierung Boris Johnson Havanna um Aufnahme. Vier Passagiere und ein Besatzungsmitglied seien positiv auf das Coronavirus getestet worden, während sich zwanzig weitere Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder, darunter ein Arzt, in Quarantäne befänden, nachdem sie auf dem Schiff Erkältungssymptome gezeigt hatten, teilte die Reederei am Sonntag mit. Seit Samstag ankerte das Schiff mit 682 Passagieren, größtenteils Briten, sowie 381 Besatzungsmitgliedern an Bord rund 40 Kilometer vor der Küste von Freeport (Bahamas). Ein Versorgungsschiff brachte Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente, sowie zwei Ärzte und zwei Krankenschwestern zur Unterstützung.

Verwandte der auf der MS Braemar befindlichen Reisenden äußerten gegenüber der britischen Tageszeitung »The Daily Mail« die Befürchtung, das Schiff mit den Viruserkrankten müsse den ganzen Weg nach Großbritannien zurücklegen, »Sie haben die absolute Zielgruppe der anfälligsten und am stärksten gefährdeten Personen auf diesem Schiff«, sagte Helen Littlewood aus Norfolk, deren 74-jährige Mutter an Bord ist. »Meine Mutter hat Bluthochdruck, Atemprobleme und sie leidet an Bronchitis und Asthma. Ich habe absolute Angst, dass sie möglicherweise über den Atlantik segeln müssen. Niemand hat uns gesagt, wie sie damit medizinisch umgehen würden, wenn mehr Menschen erkrankten. Was passiert, wenn der Arzt krank wird? Was passiert, wenn der Kapitän krank wird?«

Die Entscheidung der Regierung in Havanna, die MS Braemar in einen kubanischen Hafen einlaufen zu lassen, dürfte bei den Menschen an Bord und ihren Angehörigen für Erleichterung sorgen. »Dies sind Zeiten der Solidarität, des Verständnisses von Gesundheit als Menschenrecht, der Stärkung der internationalen Zusammenarbeit, um unseren gemeinsamen Herausforderungen und Werten zu begegnen, die der humanistischen Praxis der Revolution und unseres Volkes innewohnen«, erklärte das kubanische Außenministerium.

Kuba hat eine lange Tradition ärztlicher und humanitärer Hilfe. Seit den 1960er Jahren wurden Hunderttausende kubanische Mediziner in alle Welt entsandt; mehr als 35 000 Medizinstudenten aus 138 Ländern wurde auf der Insel ein kostenloses Studium ermöglicht. Nach dem Erdbeben in Haiti 2010 oder während der Ebola-Krise 2014 in Westafrika waren kubanische Ärzte und medizinisches Personal mit als Erste vor Ort. Erfahrungen, die auch bei der aktuellen Krise helfen könnten.

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