Auch ohne Corona-Befund hat das Virus Laos im Griff
Bildungseinrichtungen und Unterhaltungsstätten sind in dem südostasiatischen Land geschlossen, die Visavergabe ist eingestellt
Die gute Nachricht vorweg: Nach wie vor ist in dem an China grenzenden Land keine einzige SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen. Das mag angesichts relativ niedriger Testzahlen nicht heißen, dass sich tatsächlich niemand im Land infiziert hat, denn getestet werden vor allem Personen, die Symptome zeigen und sich bei den Gesundheitsbehörden melden. Dafür sind auf der anderen Seite nicht zuletzt dank internationaler Hilfe sowohl Testkapazitäten auf- als auch medizinische Notfallkapazitäten ausgebaut worden. Alle bislang erfolgten Tests an Personen, die auch bei Covid-19 auftretenden Symptome aufwiesen, fielen negativ aus. Doch Laos bereitet sich auf den Ernstfall vor und ist nach den Worten von Premierminister Thongloun Sisoulith gut aufgestellt.
Dennoch ist das Land weit entfernt von Normalität. Präventionslinien folgen dabei denen der Nachbarn im ASEAN-Staatenbund wie auch den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Waren Anfang März nur Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben worden, so wurden in Schritt zwei Kindergärten und Grundschulen geschlossen. Seit Donnerstag herrscht Schritt drei: alle Bildungseinrichtungen bis hin zu Universitäten sind ebenso zu schließen wie Unterhaltungsstätten einschließlich Karaokebars und Massagesalons. Selbst die Erteilung von Visa aller Art hat die laotische Regierung eingestellt, womit der bereits schwer angeschlagene Tourismus gänzlich zum Erliegen kommen dürfte. Kann das Land bei der Schließung von Bildungseinrichtungen noch als begünstigendes Moment betrachten, dass während des traditionellen Neujahrsfestes Mitte April sowieso wenigstens eine Woche Ferien anstanden, so treffen die Maßnahmen die Unterhaltungsbranche mit voller Wucht. Hochzeiten, im Land am Mekong eine Angelegenheit mit meist mehreren Hundert Gästen, sind ebenso tabu wie die sonst sehr ausgiebigen Feiern zum neuen Jahr.
Selbst wenn Laos also vom Virus selbst verschon bliebe, was nur zu wünschen ist, sind die wirtschaftlichen Folgen für die noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt zählende Volksrepublik immens. Das Land wird beim höchsten erklärten Entwicklungsziel, der Armutsminderung, spürbar zurückgeworfen werden. Das erst im Aufbau begriffene Sozialversicherungssystem ist auf die Folgen von Betriebsschließungen auf unbestimmte Zeit ebenso wenig vorbereitet wie die unzähligen Kleinunternehmen selbst, von denen nur die wenigsten überhaupt eine Versicherung haben; von einer, die die Folgen einer Epidemie abdeckt ganz zu schweigen.
Auf der anderen Seite haben Apotheken und Drogerien auch in Laos Hochkonjunktur und nicht wenige versuchen, aus dem Geschäft mit der Angst noch einen satten Gewinn herauszuschlagen, etwa beim Verkauf von Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln. Inzwischen hat die Panik auch die Lebensmittel- und Supermärkte erreicht, in denen sich Regale mit Fertiggerichten und Sanitärartikeln leeren. Geschlossene Schulen bedeuten eben auch, dass die Kinder zu Hause verpflegt und versorgt werden müssen. Sicher vor allem ein Problem der urbanen Zentren.
Die Menschen auf dem Land bewegen andere Dinge, denn der Covid-19-Rummel verdrängt die drohende Dürre für weite Teile von Laos und seiner Nachbarn aus den Medien.
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