Gegen den olympischen Gedanken

Das IOC handelt beim Festhalten an den Spielen unverantwortlich, meint Alexander Ludewig

Wenn derzeit Zehntausende Menschen zusammenkommen, muss Außergewöhnliches anstehen. So ist es: Olympische Sommerspiele. Mehr als 50.000 Japaner kamen zur Landung des Olympischen Feuers auf heimatlichem Boden. Das zeigt die große Begeisterung für das weltgrößte Sportfest, einerseits. Andererseits ist es eine schlechte Nachricht in Zeiten einer Pandemie. Und es wird nicht besser: Am Donnerstag soll der durchs ganze Land führende, mehrmonatige Fackellauf starten - selbst wenn die Situation »schlechter und schlechter« werde, wie Toshiro Muto, Geschäftsführer des Organisationskomitees von Tokio 2020, formulierte.

Wie schlecht es noch wird, weiß keiner. Experten sehen Ausbreitung und Folgen des Coronavirus vielerorts noch am Anfang. Hoffnung will da Thomas Bach spenden und verkündete, dass »die olympische Flamme ein Licht sein wird«. Der IOC-Präsident macht aber genau das Gegenteil: Er hält Hoffnungen am Leben, die zwangsläufig zerstört werden. Gastgeber Japan hat das schon eingestanden. »Wir müssen über eine Verschiebung entscheiden«, sagte Premierminister Shinzo Abe. Die obersten olympischen Funktionäre wollen aber erst in einem Monat entscheiden. So lange gilt: Die Spiele starten am 24. Juli.

Wie falsch das ist, zeigen viele Reaktionen: Nationale Sportverbände fordern eine Verschiebung, ebenso Weltverbandspräsidenten aus olympischen Sportarten, selbst einige IOC-Mitglieder. Kanada hat schon entschieden - und wird keine Sportler nach Tokio schicken. In anderen Ländern wird ähnlich gedacht. Einzelne Athleten haben auch schon abgesagt. Wasserspringer Patrick Hausding bringt die Kritik auf den Punkt: »Es werden wirtschaftliche Faktoren gegen die Gesundheit der Sportler abgewogen.«

Thomas Bach, der jederzeit die große Verantwortung des Sports betont, handelt verantwortungslos - und gegen den olympischen Gedanken. Die Spiele sollen ein faires Sportfest der Jugend der Welt sein. Nichts davon ist unter diesen Umständen gegeben. Die Spiele müssen verschoben werden, am besten um ein Jahr, ... damit Sportler entsprechend trainieren können und den vielleicht größten Moment ihrer Karriere nicht in leeren Stadien erleben müssen.

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