- Politik
- Dan Patrick
Opferprediger
Der Republikaner Dan Patrick will, dass Alte in der Coronakrise für ihr Enkel sterben.
»Lass uns wieder zur Arbeit gehen. Lasst uns wieder leben«. Dan Patrick hat klare Ansichten zum Umgang mit der Coronakrise. In einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News warnte der Vizegouverneur des Bundesstaates Texas vor dem ökonomischen Kollaps der USA. Er wolle nicht, dass das ganze Land geopfert werde. Stattdessen schlug er vor, alte Menschen dem Risiko einer Infektion auszusetzen, damit das Land für die Kinder und Enkel erhalten bleibe. »Wenn das der Tausch ist, bin ich dabei«, behauptete der 69-Jährige. Er selbst habe sechs Enkelkinder und glaube fest daran, dass viele Großeltern ähnlich denken würden. Nur sei man bisher nicht gefragt worden.
Man kann sich nun die Frage stellen, was den republikanischen Hardliner Patrick zu dieser abstrusen Forderung getrieben hat: der Nationalismus und die dazugehörige Rhetorik des Selbstopfers oder die Verinnerlichung der Logik des Kapitals, nach der nur diejenigen nützlich sind, die sich zu verwerten wissen? Möglicherweise war es auch eine bedrohliche Mischung beider Aspekte.
Dass der ursprünglich aus der Ostküstenmetropole Baltimore stammende Patrick kein Menschenfreund ist, zeigte sich bereits in seiner Karriere als rechter Radiomoderator. Nachdem er als Sportreporter und Betreiber mehrerer Bars in Houston gearbeitet hatte, ging Patrick 1986 bankrott. Ab den 1990ern moderierte er seine eigene Radioshow, »Dan Patrick & Friends«. Die Show verhalf ihm zu einiger Bekanntheit. Später profilierte er sich als Gegner der »illegalen« Immigration.
Diese machte er wahlweise für Krankheiten oder eine steigende Kriminalitätsrate verantwortlich, bezeichnete sie zudem mehrfach als »Invasion«. Auch ist der zweifache Familienvater Patrick, der eigenen Angaben zufolge in seiner Jugend nicht besonders religiös war, mittlerweile evangelikaler Christ. Entsprechend hart war seine Linie gegenüber den Rechten von Homosexuellen sowie gegenüber Abtreibungen während seiner Zeit als Senator in Texas - wie auch in seinem aktuellen Amt, welches er seit 2015 bekleidet.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.