Zu wichtig für Kritik

Philip Malzahn über die Gründe, weshalb alle ägyptischen Regierungen schon immer sorglos die Bevölkerung malträtieren konnten

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist eine grauenhafte Nachricht, die die Brutalität der Sicherheitskräfte in vollem Ausmaß offenbart: In Ägypten werden systematisch Kinder gefoltert - so steht es im neuesten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Wer sich mit dem Land auskennt, den sollte das wenig überraschen. Das unabhängige Ägypten war schon immer eine Ein-Mann-Demokratie: Das Volk darf trinken, tanzen, singen, bei der Steuer schummeln oder den Müll vor die Haustür werfen. Aber wehe, jemand verliert ein schlechtes Wort über den, der all das ermöglicht. Auch nach dem sogenannten Arabischen Frühling 2011 ist der Präsident ein anderer, doch der Sicherheitsapparat und sein Vorgehen sind geblieben.

Dass sich niemand ernsthaft über die brutale Misshandlung von Kindern aufregt, die laut HRW-Bericht mit Stromschlägen an den Genitalien gefoltert werden, liegt an der autoritären Struktur der Politik, aber auch an der geostrategischen Bedeutung Ägyptens: Suezkanal, Friedensabkommen mit Israel, Gasvorkommen und eine Armee, die am laufenden Band Waffen kauft, machen Ägypten für Europa und die USA so wichtig. Solange das so bleibt, kann auch der nächste Präsident - wenn Sisi irgendwann genug hat oder eher ersetzt wird - tun und lassen, was ihm passt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.