Das Netz bleibt stabil

Regionale Anbieter sehen die Versorgungssicherheit auch in der Krise gewährleistet

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Versorgung der Hauptstadt mit Wärme und Energie ist durch die Coronakrise nicht beeinträchtigt. Engpässe gebe es nicht, sagt Olaf Weidner, Sprecher der Stromnetz Berlin GmbH, dem »nd«. Die Gesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter des hauptstädtischen Grundversorgers Vattenfall. »Im Strombereich registrieren wir seit letzter Woche sogar ein leichter Rückgang des Verbrauchs – sowohl im Tagesverlauf als auch in den Abendstunden«, sagte er. »Homeoffice dagegen ist nicht so ein großer Faktor.« Weidner zufolge liefern die Heizkraftwerke der Hauptstadt stabil Strom und Wärme. Bei dem aktuell klaren, stark windigen Wetter mit größerem Anteil von grünem Strom beispielsweise aus Windparks und Fotovoltaikanlagen in Brandenburg.

Dort ist E.dis als einer der größten Energiedienstleister Deutschlands die Nummer eins. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine zentrale Krisenorganisation eingerichtet, die sich ausschließlich um die Koordination aller mit der Pandemie in Zusammenhang stehenden Themen befasst. Laut Sprecher Horst Jordan läuft das Unternehmen nahezu im Normalbetrieb. »Wir nehmen derzeit praktisch keine Veränderung im Verbrauch wahr«, sagt er dem »nd«. Das liege zum einen an der vorwiegend ländlichen Versorgung – ohne Großindustrie – und an der Netzstruktur.

E.dis habe eine ganze Reihe von Vorkehrungen getroffen, um den Betrieb ihrer Netzleitstellen auch in Krisenzeiten aufrechterhalten und so die Versorgung der Bevölkerung mit Strom sichern zu können. Noch muss das Unternehmen darauf aber nicht zurückgreifen. »Aktuell befindet sich das E.dis-Netz im absoluten Normalzustand, anstehende Wartungs- und Prüfarbeiten werden im Tagesgeschäft weiter abgewickelt«, so Jordan.

Anders als zunächst erwartet, haben offenbar auch die Kommunikationsnetze den Wechsel vieler Firmenmitarbeiter ins Homeoffice relativ gut verkraftet. So berichtet die Deutsche Telekom auf nd-Anfrage: »Die Netze der Telekom laufen stabil. Wir können die Verkehre auf unseren Netzen derzeit gut abwickeln. Es gibt aktuell keine Einschränkungen, die auf eine verstärkte Nutzung durch Corona zurückzuführen sind.« Sollte die Belastung weiter steigen, sieht sich das Unternehmen gut vorbereitet. »Unsere Experten modellieren aktuell alle möglichen Lastszenarien für die nächsten Tagen und Wochen. Weiterhin beobachten wir die Lage ganz genau«, so Telekomsprecher Chrstian Fischer. »Wir haben Sonderteams, die das Netz rund um die Uhr beobachten, um bei Bedarf und wo möglich immer direkt nachzusteuern.«

Das Telekommunikationsunternehmen O2, Tochter der Telefonica Deutschland, äußert sich ebenfalls zuversichtlich hinsichtlich der Bewältigung der aktuellen Krise. »Unser O2-Netz läuft weiterhin sehr zuverlässig und stabil. Zum jetzigen Zeitpunkt sind unsere Kapazitäten ausreichend dimensioniert und wir haben jede Menge Reserven«, erklärt der Netzexperte des Unternehmens, Michael Horn. »Zudem sehen wir bei der mobilen Datennutzung aktuell noch keinen nennenswerten Anstieg. Wir beobachten die Verkehrsentwicklungen kontinuierlich, so dass wir im Bedarfsfall entsprechende Maßnahmen ableiten können – beispielsweise wenn die Mobilität im Land weiter eingeschränkt wird und der Bedarf nach mobiler Datennutzung weiter steigt.« Das Nutzerverhalten habe sich seit Beginn der vergangenen Woche spürbar verändert, vor allem die Nutzung des Festnetzes habe deutlich zugenommen. »Es gab demnach einen sichtbaren ›Homeoffice-Effekt‹ mit höheren Verkehrswerten, aber vorerst keine kontinuierlich steigende Datennutzung«, schildert der Netzexperte.

»Unsere Kunden in Berlin und Brandenburg können auch in der aktuellen Situation uneingeschränkt surfen und telefonieren«, sagt Sprecher Florian Streicher dem »nd«. Telefónica Deutschland habe im vergangenen Jahr ein umfassendes LTE-Ausbauprogramm umgesetzt und in diesem Zuge allein in Brandenburg rund 200 neue LTE-Sender in Betrieb genommen. »Das Unternehmen war in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt in Brandenburg aktiv«, so Streicher.

Außergewöhnliche Zeiten verändern mitunter auch den Umgang miteinander: So rücken in der Coronakrise beispielsweise auch die Energieversorger und ihre Kunden ein wenig enger zusammen. In der vergangenen Woche haben die großen Strom- und Gasanbieter in Deutschland aus gegebenem Anlass erklärt, darauf zu verzichten, säumigen Kunden die Energieversorgung abzustellen. Einem Bericht des »Tagesspiegel« zufolge wollen auch die meisten kommunalen Unternehmen keine Unterbrechungen der Strom-, Gas- und Wasserversorgung in Privathaushalten mehr vornehmen.

In Berlin will auch Vattenfall so verfahren, sagt Sprecher Weidner dem »nd«. Das Unternehmen habe zu Wochenbeginn in einem Schreiben an die Berliner Politik versichert, bis auf weiteres keine Sperrungen bei Kunden vorzunehmen, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind. Dies geschehe zum einem aus einem Gefühl der Verantwortung gegenüber den Kunden heraus. Zum anderen wolle man auch auf diese Weise direkte Begegnungen im Interesse der eigenen Mitarbeiter minimieren. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund hat Stromnetz Berlin auch Mieter und Eigentümer in Berlin gebeten, bis auf Widerruf ihren Stromverbrauch selbst abzulesen und zu übermitteln.

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