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Klorollen-Klau und falsche Ärzte

Papier wird zur »Wertsache«, Kriminelle nutzen Coronakrise zu Betrugsversuchen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

»Lassen sie keine Wertsachen im Auto«, lautet eine polizeiliche Mahnung, die immer wieder mal zu lesen ist. Dachten die Ordnungshüter dabei bislang an Handtaschen oder Kameras, müssen sie seit der Coronakrise ein weiteres Gut in ihre mahnenden Worte einbeziehen: Klopapier. Das zeigt ein aktueller Fall aus dem nordrhein-westfälischem Würselen, das durch den dort jahrelang lebenden, als Kanzlerkandidat erfolglosen früheren SPD-Vorsitzenden Martin Schulz bekannt geworden war. Doch nicht er, sondern ein Dieb brachte die Stadt jüngst in die Schlagzeilen: ein Langfinger, der eine Autoscheibe zertrümmerte und aus dem geparkten Wagen 16 Rollen Toilettenpapier stahl.

Größere Beute machten Unbekannte, die in den Keller einer Nürnberger Grundschule gelangt waren und aus den Räumlichkeiten 600 Rollen des zurzeit hoch begehrten Hygieneartikels mitnahmen. Kleinerer Klopapier-Klau wird bundesweit von Besuchertoiletten öffentlicher Gebäude gemeldet, auch von WCs der Eisenbahnen. Ein Zugbegleiter »drohte« dieser Tage auf der Fahrt von Ulm per Durchsage potenziellen Stibitzern des Popoputzprodukts: »Sollte ich jemanden erwischen, der sich eine Rolle mit nach Hause nehmen möchte, dem zieh’ ich die Ohren lang!«

Während jener Spruch, auf Youtube nachzuhören, ein bisschen schmunzeln lässt, macht eine Nachricht aus Baden-Württemberg bitter deutlich, wie ernst manchen Menschen der Besitz von Klopapier ist: In einem Mannheimer Supermarkt wurde ein Kunde wegen der Kaufmengen-Begrenzung derart wütend, dass er eine Schlägerei anzettelte. Ebenfalls wegen des Mengenlimits bekam eine Frau in Bremen einen Schreianfall, in dessen Verlauf ihr Begleiter einen Verkäufer mit Fausthieben attackierte.

Angst vor drohendem Klopapier-Mangel, der zu solchen Übergriffen führt, gibt es nicht nur in Deutschland. Im australischen Sidney eskalierten Streitereien um die reinigenden Rollen so sehr, dass ein Kunde sein Messer zückte, sich Frauen an den Haaren rissen und die Polizei einen Elektroschocker einsetzte. Inzwischen gibt es zum Klopapier-Begehren diverse psychologische Deutungsversuche.

Nichts zu deuteln gibt es dagegen bei den Betrügereien, mit denen Kriminelle die Coronalage ausnutzen. Sie geben sich beispielsweise am Telefon als Ärzte des Gesundheitsamtes aus, die »wegen eines Infektionsverdachts in der Umgebung einen Mitarbeiter zur Probeabnahme« vorbei schicken. Dieser angeordnete Test koste 200 Euro, die in bar zu bezahlen seien. Vor solchen Besuchen warnt die Polizei ebenso wie vor der Enkeltrick-Masche, nun mit Corona-Hintergrund. Ein vermeintlicher Verwandter schwafelt älteren Menschen etwas von einer Notlage vor, bittet um finanzielle Hilfe, aber: Das Geld möge wegen der Infektionsgefahr einem Boten nicht persönlich übergeben, sondern vor die Haustür gelegt werden. Im Raum Heidelberg folgte eine 83-Jährige diesen Worten und verlor dadurch einen fünfstelligen Betrag.

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