Grippe-Expertin

Vera Lengsfeld war mal DDR-Bürgerrechtlerin, nun gibt sie schlechte Coronvirus-Pandemie-Ratschläge

Die Zahl der selbsternannten Expertinnen und Experten wächst derzeit ähnlich rasant wie die der mit dem Coronavirus Infizierten. Eine von ihnen ist Vera Lengsfeld, einst Dissidentin in der DDR. Ab 1990 saß sie erst sechs Jahre lang für die Grünen und nach Parteiwechsel in der Legislatur nochmal neun für die CDU im Bundestag. Ihre Affinität zu Rechtsaußen-Positionen offenbarte sie schon ab 2005. Auftritten mit der damaligen AfD-Chefin Frauke Petry folgten unter anderem die von ihr mit initiierte »Gemeinsame Erklärung 2018« gegen die »illegale Masseneinwanderung« und 2019 Wahlkampfhilfe für die AfD.

Jetzt hat Lengsfeld zum Unterzeichnen einer Petition aufgerufen, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, alle Einschränkungen für Wirtschaft und Bürger zwecks Verlangsamung der Ausbreitung von Sars-CoV-2 sofort zu beenden. Auf dem Kurzbotschaftsportal Twitter schrieb sie zur Begründung, die durch das Virus hervorgerufene »Grippewelle« sei »nachweislich weit weniger gefährlich als andere«. Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sprang ihr umgehend zur Seite und twitterte, die These, das neue Coronavirus sei »vergleichbar« mit einem Grippevirus, werde »auch von einigen renommierten Ärzten vertreten«.

Die Initiatoren der Petition behaupten, die Corona-Todesfälle würden künstlich hochgerechnet. Als Vergleichszahl nennen sie rund 25 000 an Influenza Verstorbene der Saison 2017/2018. Was sie nicht erwähnen: Diese Grippewelle war außergewöhnlich stark. Zudem umfasst auch diese Schätzung zahlreiche Fälle, in denen Influenza eine von vielen Erkrankungen war. Laborbestätigte Influenza-Todesfälle gab es in dem Zeitraum lediglich 1674, in vielen anderen Jahren nur acht bis zehn.

Das ficht Gegner der geltenden Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen ebenso wenig an wie die Tatsache, dass in italienischen Corona-Hotspots die Zahl der insgesamt Gestorbenen in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als viermal so hoch ist wie die der offiziell an dem Virus Verstorbenen, die allein schon weit über der üblichen Todesrate liegt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -