Den Ausbruch beherrschen

Fehlende Schutzkleidung bleibt größtes Problem des Pandemie-Krisenmanagements

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir müssen die Krise kontrollieren«, sagt Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montagmorgen im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, wo das Parlamentsgremium zu einer Sondersitzung vor der Osterpause zusammengekommen ist. Man saß zusammen getrennt: Die Abstandsregeln wurden auf das Penibelste eingehalten, viele Ausschussmitglieder waren per Audiostream zugeschaltet, Pressevertreter*innen konnten die Debatte in einem gesondert dafür hergerichteten Raum verfolgen.

Die Not in der Bewältigung der Coronakrise sei groß, betonte Kalayci im Hinblick auf die gesundheitspolitische Lage. Der Ernst derselben habe keinen Deut nachgelassen. Dennoch legte die Senatorin ihrem ausführlichen Bericht das Motto »Die guten Nachrichten zuerst« zugrunde. Denn, - so Kalayci - die für die Hauptstadt beschlossenen Eindämmungsmaßnahmen zeigten erste Wirkung: Die Fallzahlen an bestätigten Infizierten verdoppelten sich derzeit alle zehn Tage, das sei eine gute Entwicklung. Die sogenannte Containment-Strategie der bezirklichen Gesundheitsämter zeigten Wirkung, befand die Senatorin: »Die Strategie der häuslichen Isolation und Kontaktnachverfolgung wirken sich aus.«

Auch die Krankenhäuser seien besser gerüstet, lobte Kalayci. Die Kliniken hätten ihre Kapazitäten an Intensivbetten von gut 1000 auf 2200 erhöht, von diesen verfügten 1800 über Beatmungsmöglichkeiten, sagte die SPD-Politikerin. Parallel dazu sei Personal für den Umgang mit Covid-19-Patient*innen sowie mit Beatmungsgeräten geschult worden.

Sorgen bereitet der Gesundheits- und Pflegesenatorin allerdings, dass scheinbar viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus derzeit nicht in die Notaufnahmen kommen, obwohl möglicherweise andere ernste Erkrankungen vorlägen: »Wenn Sie etwas haben, gehen Sie in die Klinik, Schlaganfälle und Herzinfarkte müssen behandelt werden«, bittet Kalayci die Bevölkerung. Angst, die Notfallstationen zu überlasten, müsse niemand haben, betonte sie: »Deshalb haben wir acht Corona-Abklärungsstellen.«

Die zweite große Sorge betrifft weiterhin die mangelnde Ausrüstung mit Schutzkleidung. »Wir verfolgen hier vorrangig die Ausrüstung der Krankenhäuser, der niedergelassenen Ärzte, des öffentlichen Gesundheitsdienstes und des Pflegebereichs«, stellte Kalayci klar. Der Schwerpunkt müsse bei Einrichtungen mit besonders schutzbedürftigen Gruppen liegen. Dazu gehörten auch solche, die der Versorgung von obdach- und wohnungslosen sowie behinderten Menschen dienen. Zu diesbezüglichen Verteilungsfragen stimme man sich täglich mit der Sozialverwaltung ab. Trotzdem: Auch mit der am Wochenende erfolgten Lieferung von zwei Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken sowie 300 000 Schutzkitteln werde man nicht weit kommen: »Das hilft wenige Wochen«, gab Kalayci zu.

Zudem reichen die Mengen weiterhin hinten und vorne nicht. »Ein Pflegeheim mit 130 Mitarbeitern hat nur 60 Masken erhalten«, warf Ausschussmitglied Lars Düsterhöft (SPD) besorgt ein. »Die Lieferketten sind schwierig, aber wir versuchen alles, was möglich ist«, erklärte Kalayci. Es gehe weiterhin darum, den erst noch kommenden Ausbruch der Pandemie zu beherrschen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.