- Politik
- Julian Assange
Assange wurde heimlich Vater von zwei Söhnen
»Ich muss jetzt das Wort ergreifen, denn ich sehe, dass sein Leben auf dem Spiel steht« (Assanges Anwältin und Partnerin Stella Moris)
London. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, ist im Botschaftsexil in London Berichten zufolge heimlich Vater von zwei Kindern geworden. Mutter der beiden Jungen ist demnach die Anwältin Stella Moris. Angesichts der Corona-Pandemie sorge sie sich um Assanges Leben im Gefängnis, zitierte die Nachrichtenagentur PA die Juristin aus einem Gesuch an das zuständige Gericht. Der 48-Jährige befindet sich der Anwältin zufolge 23 Stunden am Tag in Isolation und ist gesundheitlich sehr angeschlagen.
Aus den Gerichtsunterlagen geht demnach hervor, dass Moris den Wikileaks-Gründer 2011 in ihrer Rolle als Juristin kennenlernte und 2015 seine Partnerin wurde, als er in der Botschaft Ecuadors lebte. »Julian und ich entwickelten über die Zeit eine starke intellektuelle und emotionale Beziehung«, wird die Juristin zitiert. Der älteste Sohn soll dem »Guardian« zufolge drei Jahre alt sein, der zweite ein Jahr. Eine Sprecherin Assanges und sein Vater John Shipton äußerten sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zu den Berichten.
»Ich muss jetzt das Wort ergreifen, denn ich sehe, dass sein Leben auf dem Spiel steht«, sagte Moris (37) der »Mail on Sunday«. Assange leide unter anderem an einer chronischen Lungenerkrankung. Moris soll in Südafrika geboren sein und die schwedische Staatsbürgerschaft haben. Seit 2017 ist das Paar den Angaben zufolge verlobt. Sie wolle Assange heiraten, sagte die Frau. Die Geburt der Kinder soll Assange per Video verfolgt haben. Den älteren Sohn habe er sogar in der Botschaft gesehen, beide Kinder hätten ihn auch im Gefängnis besucht.
Zu den Taufpaten der Kinder gehört dem Bericht zufolge die Rapperin M.I.A.. Die »Mail of Sunday« veröffentlichte auch Fotos von Assange und den Kindern sowie ein Video mit der Juristin. Assange hatte mit 18 Jahren geheiratet und bereits einen erwachsenen Sohn. Die Ehe ging jedoch nach kurzer Zeit in die Brüche.
Der gebürtige Australier sitzt seit etwa einem Jahr im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ein Prozess über einen Auslieferungsantrag der USA soll am 18. Mai fortgesetzt werden. Zuletzt hatte ein Gericht am 25. März einen Antrag von Assange auf Freilassung unter Kautionsauflagen wegen der Pandemie abgelehnt.
Der 48-Jährige leidet nach Angaben von Freunden seit Monaten unter gesundheitlichen Problemen. Zudem breitet sich das Coronavirus in britischen Gefängnissen aus. In der Anstalt Belmarsh soll bereits ein Häftling an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben sein.
Die US-Justiz wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Dabei soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von US-Informanten aufs Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft.
Er bestreitet die Vorwürfe. Seinen Anwälten zufolge sind die Anklagepunkte konstruiert, um ein Exempel zu statuieren. Sie sehen in dem Verfahren einen Angriff auf die Meinungsfreiheit und fordern die Freilassung Assanges. Die Wikileaks-Enthüllungen hatten unter anderem zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen durch US-Soldaten geführt.
Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden aber später eingestellt. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Er wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.