Vermittler

Personalie

  • Niklas Franzen, São Paulo
  • Lesedauer: 2 Min.

Um kurz vor fünf wurde es plötzlich laut: An ihren Fenstern hauten Brasilianer*innen im ganzen Land auf Kochtöpfe und brüllten Sprechchöre gegen Jair Bolsonaro. Der brasilianische Präsident hatte am Donnerstag angekündigt, Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta zu entlassen. Es war der Showdown eines über Wochen andauernden Duells. Während Mandetta harte Isolationsmaßnahmen verteidigt und die Empfehlungen der WHO umsetzen will, fordert Bolsonaro eine Wiedereröffnung des Handels und die Rückkehr zur Normalität.

Bolsonaro wollte Mandetta schon vor mehreren Tagen feuern - doch auf Druck des Militärs musste er einen Rückzieher machen. Am Sonntagabend hatte Mandetta seinen Chef während eines TV-Interviews heftig kritisiert und die Rückendeckung der Armee verloren, die die Regierung immer mehr beeinflusst. Noch am Donnerstag gab Bolsonaro den neuen Gesundheitsminister bekannt: Nelson Teich.

Der bisher weitgehend unbekannte Onkologe und Unternehmer übernimmt das wichtigste Amt in dem Augenblick, in dem Brasilien auf den Höhepunkt der Pandemie zusteuert. Teich unterstützt Bolsonaro seit der ersten Stunde und betonte in seiner Rede nach der Nominierung seine Nähe zum Präsidenten. Anders als Bolsonaro hat er in einem kürzlich veröffentlichen Artikel aber weitreichendere Isolationsmaßnahmen verteidigt. Teich verkauft sich als Mittelweg zwischen den Streithähnen Bolsonaro und Mandetta. Viele verstehen seine Ernennung als Versuch, die aufgeheizte Debatte zu beruhigen.

Der technokratische Teich kommt aus Rio de Janeiro, steht Unternehmerkreisen nah und ist neben seiner Tätigkeit als Arzt Teilhaber einer medizinischen Consulting-Firma. Seine Richtung ist klar: Sowohl Gesundheit als auch Wirtschaft müssen geheilt werden. Kurz nach seiner Nominierung machte in den sozialen Medien ein Video aus dem Jahr 2019 die Runde. Dort erklärte der künftige Minister, man müsse gut überlegen, worin man Geld investiere: in alte, kranke oder junge Menschen.

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