Wer selbst Hand anlegt: Sommerreifen gründlich prüfen
Reifenwechsel
Auch wenn die Zahl derer steigt, die Jahr für Jahr ihre Reifen in Fachwerkstätten einlagern und sie dann zu gegebener Zeit von Fachleuten wieder montieren lassen, greifen viele Autofahrer selbst zu Radkreuz und Wagenheber. Damit der Reifenwechsel gelingt und nicht zu bösen Überraschungen führt, sollte einiges beachtet werden.
Achten Sie beim Montieren der Sommerreifen auf Profil, Luftdruck, Alter, Beschädigungen und das richtige Drehmoment beim Anziehen der Radmuttern. In vielen Fällen gelingt der Reifenwechsel in Eigenregie. Doch nicht immer, wie die GTÜ-Experten aus Erfahrung wissen.
In Corona-Zeiten sind andere Regeln für den Werkstattbesuch zu beachten. Angesichts der bundesweiten Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen in einigen Ländern sollten alle nicht notwendigen Arbeiten möglichst verschoben werden. Das Aufsuchen einer Autowerkstatt sei »grundsätzlich ein triftiger Grund« für das Verlassen der Wohnung, schreiben die Behörden etwa in Bayern, wo strenge Ausgangsregeln gelten.
Schönheitsreparaturen und ein normaler Reifenwechsel zählten allerdings nicht zu triftigen Gründen für einen Werkstattbesuch. Der ADAC verweist darauf, dass in den Bundesländern, in denen lediglich ein Kontaktverbot gilt, ein Reifenwechsel nach wie vor erlaubt sei. Regional könne es aber einzelne Abweichungen geben. AFP/nd
So haben nicht mehr verkehrstaugliche oder unsachgemäß montierte Reifen schon zu manchem Unfall geführt. Ein gründlicher Blick auf die im Herbst in Garage oder Keller gelagerten Reifen lohnt sich daher in jedem Fall.
Beim Profil schreibt der Gesetzgeber für Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern vor, für Sommerreifen dagegen nur 1,6 Millimeter. Werden sie eingehalten, gibt es bei Verkehrskontrollen nichts zu beanstanden. Ein geringeres Profil kann jedoch beispielsweise bei Starkregenfällen dennoch kritisch werden.
Bekanntlich steigt mit der Abnahme des Profils die Aquaplaninggefahr. Deswegen empfiehlt die GTÜ für Sommerreifen eine Mindestprofiltiefe von drei Millimetern.
Binnen weniger Minuten lässt sich noch viel mehr erkennen: Womöglich hat sich ein Nagel im Gummi versteckt, der im schlimmsten Fall zum Platzen des Pneus führen kann. Ist das Profil ungleichmäßig abgefahren, empfiehlt sich die Fahrt zur Fachwerkstatt. Diese sieht sofort, ob die Unregelmäßigkeiten auf eine falsch eingestellte Fahrwerkgeometrie oder auf nicht mehr korrekt arbeitende Stoßdämpfer zurückzuführen sind.
Zudem sollten die Reifen nicht überaltert sein. Feine Risse im Gummi sind eindeutige Hinweise darauf.
Eine exaktere Angabe bietet der auf der Reifenflanke hinterlegte Herstellungsmonat: Die letzten vier Ziffern der DOT-Nummer geben Auskunft. Steht dort beispielsweise »4216«, wurde der Reifen in der 42. Kalenderwoche des Jahres 2016 produziert. Genügend Profil vorausgesetzt, wäre in diesem Fall alles in Ordnung. Doch auch ohne gesetzliche Vorschriften wird empfohlen, Reifen nach acht bis zehn Jahren auszutauschen. Denn mit der Zeit härtet der Gummi aus, und die Reifen verlieren an Haftung.
Ist alles in Ordnung, steht der Montage nichts mehr im Wege. Beim letzten Anziehen der Radmuttern sollten Sie einen Drehmomentschlüssel benutzen. Denn zu locker oder zu fest angezogene Muttern können in beiden Fällen dazu führen, dass sie sich lösen.
Nicht zuletzt: Zur Sicherheit den Reifendruck alle zwei Wochen prüfen. Stimmt der Reifendruck nicht, wirkt sich das auf Fahrverhalten, Bremsweg, Abnutzung der Reifen und auch auf den Benzinverbrauch aus. Mancher Hobby-Schrauber ist mit Reifendruckmesser und Luftpumpe ausgestattet, sonst bleibt der Fußweg zur Tankstelle.
Ob ein Reifen eine Unwucht hat, bemerkt man oft schon während dieser Fahrt - und der Besuch einer Fachwerkstatt ist ratsam. Weil der richtige Reifendruck generell wichtig ist, sollte er alle zwei Wochen überprüft werden.
Und wenn die Reifen nicht mehr in Ordnung sind? Die GTÜ gibt gut begründete Tipps für den Reifenkauf mit ihren Tests, die die Prüforganisation regelmäßig mit dem ACE Auto Club Europa durchführt. Ganz aktuell wurden Sommerreifen der großen Zweitmarken unter die Lupe genommen: Unter anderem Namen versuchen die bekannten Reifenhersteller, ihre Erfahrungen und ihr Know-how ein zweites Mal zu vermarkten.
Getestet wurden neun Reifen der verbreiteten Größe 215/55 R17, die etwa auf kompakte SUV und Mittelklassekombis passen. Der Test ist auf der GTÜ-Homepage zu finden unter www.gtue.de.
Bleibt die Frage, wann die Winterreifen wieder an die Arbeit sollen. Eine verbreitete Regel besagt - wie eingangs schon erwähnt - von »O bis O«, als von Oktober bis Ostern. Wer weiß, angesichts der Klimaveränderungen wird sie vielleicht eines Tages abgewandelt in von »Advent bis Fasching«. Aber so weit ist es noch lange nicht.
Der Autor Marco Oehler ist stellvertretender Technischer Leiter der Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ).
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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