Unverwüstliche Ratingagenturen

Kurt Stenger über das Geschäft der großen Bonitätsprüfer in der Coronakrise

Die schon wieder: Was wurden doch in der Finanz- wie in der Eurokrise die großen Ratingagenturen gescholten, da sie mit ihren Bonitätsherabstufungen die Lage nicht abbildeten, sondern negativ beeinflussten. Gerade was Noten für Staaten angeht, ist ihr Geschäft äußerst dubios, weil die nebulöse Bewertung von Anleihen höhere Zinsen nach sich zieht, die Staaten mit Finanzproblemen erst richtig in die Krise treibt. Auch ist es falsch, öffentliche Stellen mit Privatunternehmen gleichzusetzen, denn Staaten gehen ja nicht bankrott und können sich anders als Firmen mit Gelddrucken Luft verschaffen.

Wenn die Ratingagentur Fitch jetzt die Bonität Italiens bis fast auf Ramschniveau herabstuft, so ist das einerseits ärgerlich, da teuer für die Regierung in Rom. Andererseits kann dies die Argumente für die heiß umstrittenen Coronabonds stärken. Wenn man Fitch wirklich ernst nehmen will, dann vor allem mit einer Botschaft: Die bisherigen Rettungsvorhaben der EU sind nicht ausreichend, um die Lage in Italien zu stabilisieren.

Ansonsten zeigt sich in der Coronakrise wieder, dass auch die frühere Ankündigung, die Ratingagenturen in ihre Schranken zu weisen, bestenfalls halbherzig verfolgt wurde. Und sie können sich auch noch auf ein prima Zusatzgeschäft freuen, da viele Staaten die Bankenregulierungen derzeit lockern - weniger Regeln sorgen für Unsicherheit und mehr Bedarf an Ratings.

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