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Scheidender Leiter der Gedenkstätte Buchenwald glaubt nicht an Läuterung der AfD
Volkhard Knigge: Die ganze Partei ist doch laut Höcke inzwischen »Flügel«
Erfurt. Der scheidende Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora spricht sich für eine anhaltende Strafverfolgung auch hochbetagter ehemaliger SS-Männer aus. »Man kann doch nicht bloß durch Altwerden, das Ableugnen und das Abtauchen in einer verdrängenden Gesellschaft - und nur deswegen hat das ja so lange funktioniert - die Aussetzung von ethischen und Rechtsnormen erwarten oder einfordern«, sagte Volkhard Knigge dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Erfurt.
Es gehe um das Eingeständnis von Schuld, und das könnten nur die Täter. Dieses Schuldeingeständnis sei Basis für eine mögliche Versöhnung. »Die KZ-Überlebenden sind da sehr klar: Die alten Männer müssen nicht ins Gefängnis, aber die Prozesse müssen sein«, sagte Knigge, der zum 1. Mai aus dem Amt scheidet.
Der 66-jährige Historiker, der zunächst Björn Höcke und inzwischen der ganzen AfD-Spitze bei Gedenktagen Hausverbot erteilt hat, glaubt nicht an eine Läuterung der Partei. Ankündigungen vor allem westlicher AfD-Politiker, sich vom völkischen »Flügel« lösen zu wollen, traue er nicht. »Im Gegenteil, Höcke hat - was er selbst zugibt - seine historische Mission erfüllt«, sagte Knigge. Die ganze Partei sei doch laut Höcke inzwischen »Flügel«.
Dass es mittlerweile um umstrittene Fragen zur Geschichte Buchenwalds während und nach der NS-Zeit ruhiger geworden ist, führt er auf die langjährige Sacharbeit der Gedenkstätte zurück. Nachdem er sein Amt 1994 - bereits als der siebte Chef nach 1990 - angetreten habe, sei anstelle politisch beförderter Mythen die historische Aufklärung getreten. Es habe damals auch keinen Grund für westdeutschen Hochmut gegeben. »Große - von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte KZ-Gedenkstätten - gab es um 1990 in Westdeutschland nicht«, so Knigge. Aufarbeitung der Vergangenheit habe vielen im Westen noch als »Nestbeschmutzung« gegolten.
Er habe es richtig gefunden, »dass wir in diesen Jahren ein Team von West- und Ostdeutschen waren, das die Neukonzeption Buchenwalds realisiert hat.« Etwas vereinfacht könne man sagen »was der BRD Beschweigen und Verharmlosen war, war der DDR Verengung und Funktionalisierung der Geschichte«, so Knigge: »Beides galt es zu überwinden.«
Nun komme mit dem Ruhestand für ihn nach der Pflicht die Kür. »Nach vielen schlaflosen Nächten freue ich mich darauf, entlasteter forschen und schreiben zu können«, so der scheidende Stiftungsdirektor. Das auch, weil ihm das Amt wohl einige gesundheitlichen Blessuren eingebracht habe. Aber was seien die Strapazen eines Gedenkstättendirektors gegen das, was Überlebende erfahren mussten, sagte Knigge.
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