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Rettung durch Wiederverstaatlichung
Mitarbeiter der Lufthansatöchter LSG und Germanwings haben vor dem Hessischen Landtag in Wiesbaden demonstriert
»Zerschlagung stoppen – Ja zum Aviation-Konzern – Zurück in öffentliche Hand!« waren zentrale Parolen auf einem Banner, mit dem rund 100 Lufthanseaten aus den Töchtern LSG und Germanwings am Dienstagnachmittag Corona-konform vor dem Hessischen Landtag in Wiesbaden standen. Abgeordnete der Linksfraktion solidarisierten sich mit den Demonstranten und bekräftigten die Forderung nach einer staatlichen Mitsprache im Zusammenhang mit dem milliardenschweren Rettungspaket der Bundesregierung für den angeschlagenen Luftfahrtkonzern.
»Die Allgemeinheit zahlt rund zehn Milliarden Euro für ein Unternehmen, das an der Börse derzeit acht Milliarden Euro wert ist, erhält aber nur 25 Prozent der Aktien«, erklärte Fraktionschefin Janine Wissler. Dies sei ein sehr dreister Fall von »Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren«. Auf keinen Fall dürften die Steuermilliarden im Rücken nun genutzt werden, um unter dem Vorwand der Corona-Krise Arbeitsplätze abzubauen und Betriebe wie die LSG Sky Chefs zu verkaufen, so ihre Forderung. Damit fand sie bei den versammelten Arbeitern ein starkes Echo. Sie hatte bereits früher Betriebsversammlungen besucht und Proteste der LSG-Arbeiter unterstützt.
Für die um ihre Arbeit bangenden LSG-Beschäftigten naht die Stunde der Wahrheit. Ende 2019 hatte das Konzernmanagement den Verkauf der für die Bordverpflegung zuständigen Tochter LSG angekündigt. Im Bieterverfahren hat sich die Gategroup Holding durchgesetzt, die ihren Firmensitz in der Schweiz hat und einem Investmentfonds aus Singapur gehört. Sie wollte ab 2021 die Produktion der Bordgerichte komplett in das 360 km vom Frankfurter Flughafen entfernte grenznahe tschechische Bor verlagern. Dort wurde bereits 2019 ein Probebetrieb mit aus den Philippinen eingeflogenen Niedriglöhnern gestartet. Nach den ursprünglichen Plänen sollten die fertigen Speisen dann per Lkw zum Rhein-Main-Flughafen verfrachtet und dort in die Flieger verladen werden.
Doch die aktuelle Krise, mutmaßliche Liquiditätsprobleme und Auflagen der Kartellbehörden scheinen diese Pläne ausgebremst zu haben. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Betrieb nun geschlossen. Der Verkauf der LSG an die Gategroup ist noch nicht endgültig vollzogen. Für die LSG-Beschäftigten ist dies ein Hoffnungsschimmer. Sie gehen davon aus, dass der Deal eine massive Verschlechterung der Einkommen und Arbeitsbedingungen für alle bringen würde, die hinterher bei der veräußerten LSG überhaupt noch an Bord wären. Nun drängen sie auf einen endgültigen Stopp des Deals und die Einbeziehung ihrer Firma in die staatliche Rettung des Lufthansakonzerns.
»Der Gedanke des Managements, nur einen Teil der Lufthansa mit milliardenschweren Staatshilfen zu retten, ist erkennbar«, heißt es auf einem von Beschäftigten vor dem Wiesbadener Landtag verteilten Flugblatt. »Wenn schon verstaatlicht wird, dann müssen LSG, Germanwings und alle anderen Lufthansatöchter im Konzern dabei sein«, so der LSG-Betriebsrat und langjährige Lufthansamitarbeiter Paul Laslop gegenüber nd.
Die Lufthansa war wie viele andere große europäische Fluglinien historisch als staatliche Airline groß geworden und wurde dann bis 1997 endgültig privatisiert. Damit einher gingen ein energisches Outsourcing zahlreicher Dienstleistungen rund um den Flugbetrieb und prekäre Beschäftigung.
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